Das Verhängnis von Egoismus und Irrationalität im Marktgeschehen

In der heutigen kapitalistischen Wirtschaft wird primär nicht produziert, um die realen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, sondern um Profit zu machen und diesen unaufhörlich zu maximieren.  Die Entscheidungen über Art und Umfang der Produktion haben sich weitgehend verselbständigt und von den Grundbedürfnissen der Menschen immer weiter losgelöst. Da man nicht Art und Umfang des wirklichen Bedarfs ermittelt, wird vielfach aufgrund vager Absatzprognosen munter drauflos produziert, so dass es immer wieder zu gewaltigen Überproduktionen kommt.

Überproduktionen

Zu Ostern gab es z. B., wie jedes Jahr, überall Schoko-Osterhasen in dutzenden Variationen und sämtlichen Farben und Formen. Laut den Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Süßwaren wurden zu Ostern 2017 über 200 Millionen Schokohasen produziert. Nach dem Verbrauchermagazin Servicezeit des „WDR“ wurde ein großer Teil davon aber gar nicht verkauft. Denn nach Ostermontag will sie niemand mehr. Supermärkte und Discounter versuchen es mit Rabatten: alle Oster-Artikel zum halben Preis. „Doch trotzdem bleibt nach den Feiertagen ein großer Teil der bunt verpackten Schokolade über. Kein Problem, viele Produkte sind schließlich ewig haltbar und können auch im nächsten Jahr noch verkauft werden – denken wir Kunden. Supermärkte und Discounter haben jedoch eine andere Sicht auf die Dinge: Was lagert, benötigt Platz. Was Platz benötigt, kostet Geld. Zu viel Geld. Für den Einzelhandel ist es meistens günstiger, überschüssige Osterware einfach wegzuschmeißen, anstatt sie ein Jahr lang aufzubewahren, um sie zum nächsten Osterfest zu verkaufen.“ 1  Aber das wird natürlich einkalkuliert. Die Verschwendung muss der Kunde mit entsprechend erhöhten Preisen bezahlen.

Im Mai 2014 berichteten einige Medien von gewaltigen Überproduktionen in der Automobilindustrie. In den Standorten der größten Autohersteller der Welt dehnten sich gigantische, Quadratkilometer große Parkplätze, die mit Zehntausenden Neuwagen vollgestellt waren. „Insgesamt stehen Millionen von nagelneuen Autos einfach rum und finden keine Käufer. Die Autoindustrie hat eine enorme Überkapazität, die völlig am Bedarf vorbeigeht. Die ertrinken in Autos. Statt die Produktion zurückzufahren wird weiter auf Teufel komm raus produziert. Warum? Hofft man auf bessere Zeiten oder um die Fassade ´alles ist gut` weiter aufrecht zu erhalten? Eine absolute Perversion und kriminelle Verschwendung von Ressourcen.“ 2  Das Problem Überproduktion besteht natürlich weiterhin. Und auch hier werden die Verschwendungen in die Preise einkalkuliert und müssen von den Käufern bezahlt werden.

Bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts wies Rudolf Steiner auf dieses Grundübel der Wirtschaft am Beispiel der Buchproduktion hin. „Das ist im Buchhandel am allerschlimmsten. Bedenken Sie, was alles im Buchhandel produziert wird an Büchern mit Auflagen von fünfhundert, manchmal noch mehr Exemplaren, von denen keine fünfzig Exemplare verkauft werden  … : Sie haben Setzer angestellt, Drucker angestellt, Papier verbraucht, alles für nichts! Das ist alles in den Wind gehangen, da ist Missbrauch getrieben mit menschlicher Arbeitskraft. In dem Augenblicke, wo Sie drauflos produzieren, müssen Sie sich dessen bewusst sein, dass Sie menschliche Arbeitskraft missbrauchen, wenn der Konsum nicht da ist, der den Verbrauch von menschlicher Arbeitskraft rechtfertigt, denn der Verbrauch von menschlicher Arbeitskraft ist nur … durch das vorhandene Bedürfnis gerechtfertigt.“ 3

Das ist heute nicht anders. 94.716 neue Bücher gab es z. B. im Jahr 2006 – das sind 260 neue Bücher pro Tag, Sonn- und Feiertage eingerechnet. „Viele der 94.716 Novitäten werden kaum den Weg von der Buchbinderei in die Auslieferung schaffen – um später dann da oder dort makuliert zu werden; eine gigantische Geldvernichtung. … Der Anteil dieser „Armen Hunde“, also der Titel, die nie das Licht einer Buchhandlung erblicken, liegt im Mittel bei 20% pro Programmsegment. … Wenn also rund 20% der obigen 94.716 Novitäten – sprich 19.000 Titel des Jahres 2006 für die Verlage ein wirtschaftlicher Verlust sind oder werden, dann ist dies nicht Schicksal sondern selbstgemacht. Diese Titel erfüllen auch nicht das hehre verlegerische Ziel, ihre Leser oder Nutzer zu finden, weil sie, siehe oben, dereinst nagelneu von der Binderei zur Makulatur wandern und somit weitere Kosten verursachen.“ 4  Hier ist also von den Auflagen, die in den Buchläden liegen bleiben und nicht verkauft werden, noch gar nicht die Rede.

Dies sind keine seltenen Ausnahmen. In den letzten Jahrzehnten hat bei sehr vielen Produkten die Marktsättigung in den Industriestaaten stark zugenommen, weshalb vielfach ein frühzeitiger Verschleiß eingeplant wird.5 Trotzdem kommt es auf sehr vielen Gebieten tendenziell noch zu Überproduktionen. Der Marketingberater Martin Lindstrom ermittelte, dass im Jahr 2005 weltweit über 156.000 Neuheiten lanciert wurden, was bedeutet, dass alle drei Minuten ein neues Produkt auf den Markt kam. Doch knapp acht von zehn Produkteinführungen würden sich in der Regel als Flop erweisen. Laut der IXP Marketing Group würden auf der Erde pro Jahr 21.000 neue Produkt-Marken vorgestellt, doch die Vergangenheit lehre uns, „dass nur wenige von ihnen ein Jahr später immer noch in den Läden zu finden sein werden. Insgesamt 52 Prozent aller neuen Konsumgütermarken und 75 Prozent aller Einzelartikel schaffen es nicht.“ 6

Treibende Kraft: der Egoismus

Diese Wucherungen sind Ausfluss des kapitalistischen Wirtschaftssystems, in dem seit Adam Smith (1723-1790) der Egoismus des Menschen als zentrale Antriebskraft wissenschaftlich sanktioniert ist. Der Einzelne könne vom Egoismus gar nicht loskommen. Das sei auch nicht nötig. Indem jeder seine Interessen verfolge, komme ein Gleichgewicht aller Egoismen und allgemeiner Wohlstand zustande. Der Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage als über dem Menschen stehende, mit mathematisch-unbestechlicher Objektivität wirkende Instanz, sorge dafür, dass kein Egoismus überborde. Die „unsichtbare Hand“ des Marktes bringe die Menschen dazu, das allgemeine Wohl zu fördern, das sie in ihrem Egoismus gar nicht bewusst anstreben.

Die Bindung an ein (scheinbar) objektives Gesetz, das einem die fröhliche Hingabe an den gierigen Egoismus erlaubt, schaltet die verantwortliche Gestaltung der Wirtschaft aus menschlicher Vernunft aus. Doch:

„Wer die Vernunft aussperrt, spricht sich gleichzeitig vom sozialen Gestaltungsauftrag los; denn Vernünftigkeit ist die Grundlage unserer Mündigkeit und damit der Möglichkeit und Tatsächlichkeit der Verantwortungsübernahme für eigenes Tun. Wirtschaftsleben aber ist unser eigenes Tun. Die ausschließliche Berufung auf «objektive» Prozesse, die dies oder jenes hervorbringen, weist immer auf uns zurück als deren letztendliche Verursacher. «Soll ich der Hüter meines Bruders sein?» – Die Bejahung dieser Frage wird von der gegenwärtigen Realität des sozialen Lebens geradezu gefordert; der Wille, sie als Aufgabe zu ergreifen, ist der Ausgangspunkt zukünftiger Sozialgestaltung.“7

Mit dem Glauben an einen ausgleichenden Marktmechanismus wurde dem wirtschaftenden Menschen im Grunde die quälende Verantwortung für die soziale Gerechtigkeit dem Mitmenschen gegenüber abgenommen. Der blinde Egoismus, die Selbstsucht, ist kein zu verbergender Makel mehr, sondern Selbstverständlichkeit, geradezu wirtschaftswissenschaftliche Pflicht, zu der man sich offen und stolz bekennen darf.

Dabei stimmen die Thesen hinten und vorne nicht, wie die vielen Wirtschaftskrisen in der neueren Geschichte und die schreienden sozialen Ungerechtigkeiten zeigen. Und die Praxis ist auch längst über das abstrakte Modell hinausgeschritten. Abgesehen davon, dass die Wissenschaft keine vollkommenen oder freien Märkte vorfindet, da der Staat überall mitwirtschaftet, Investitionen lenkt oder Marktkorrekturen beeinflusst, ist die Sozialpolitik an die Stelle marktwirtschaftlicher Gerechtigkeit getreten und korrigiert vergeblich, was der Markt nicht kann. Doch hat sich das Marktmodell mit seinen Basisvorstellungen vom ungezügelten und unverbesserlichen Egoismus und der freien Konkurrenz tief in das Vorstellungsleben der westlichen Menschheit eingefressen. Man hält eisern daran fest, dafür sorgt schon — der Egoismus. Aber Egoismus als sozialgestalterisches Prinzip wirkt, entgegen der Ideologie von Adam Smith, über kurz oder lang immer zerstörerisch. Das zeigt die Erfahrung im Kleinen wie im Großen. Rudolf Steiner formulierte geradezu in einem Vortrag:

Not, Elend und Leid sind nichts anderes als eine Folge des Egoismus. Dies ist wie ein Naturgesetz aufzufassen. Aber dieser Satz ist nicht so aufzufassen, dass es etwa bei einem einzelnen Menschen eintreten müsse. Es kann an ganz anderen Orten zur Erscheinung kommen. Auch hier kommt es darauf an, nicht kurz zu denken, sondern weit im Umkreis um den Satz herumzugehen.8

Die moderne Arbeitsteilung schafft ein dichtes Netz von Abhängigkeiten und Austauschbeziehungen. Der Tausch ist nur gerecht, wenn er auf Gegenseitigkeit beruht, wenn Leistung und Gegenleistung gleichwertig sind. Wie aber soll eine Gemeinschaft der Gerechtigkeit zustande kommen, wenn ihr Fundament der Wille des einzelnen zur Übervorteilung, also zur Ungerechtigkeit ist?

Zusammenwirken aus gegenseitiger Wahrnehmung

Herrscht der Egoismus vor, handelt der Produzent aus dem singulären Gesichtspunkt seines Profits, dem Konsumenten geht es beim Kauf entsprechend primär um den günstigsten Preis, und der Handel hat eine möglichst große Gewinnspanne im Auge. Das Bewusstsein erstreckt sich jeweils nur auf den schmalen Ausschnitt des eigenen Interesses, ohne Kenntnis der anderen notwendigen Interessen, also ohne ein genügendes Bewusstsein der anderen Teilbereiche, deren Funktion aber für das wirtschaftliche Ganze und damit auch für den eigenen Bereich notwendig ist. Der Glaube, dass sich ein gerecht funktionierendes Ganzes durch einen anonymen Marktmechanismus von alleine herstelle, hat etwas zutiefst Undurchschautes, Irrationales und bedeutet das Aufgeben der menschlichen Vernunft, die ja doch allem menschlichen Handeln zugrunde liegen soll.

Wenn es Ziel des Wirtschaftens ist, die Bedürfnisse der Menschen durch Produkte zu befriedigen, ist Voraussetzung, die Bedürfnisse und auch die finanziellen Möglichkeiten der Menschen zu kennen, wenn man nicht weitgehend ins Blaue hinein produzieren will. Die Konsumenten andererseits müssen Einblick und Verständnis in die Bedingungen und Erfordernisse sowohl der Produzierenden als auch des Handels gewinnen, um den Preis der Waren akzeptieren zu können, der erforderlich ist, damit diese menschenwürdig existieren und weiter produzieren bzw. verteilen können. Und der Handel muss die Sorgen und Nöte beider Seiten kennen und vermittelnd wirken.

Der Bedarf des Menschen ist der Ausgangspunkt alles Wirtschaftens. Produktion, Verkauf und Kauf von Waren und Dienstleistungen auf allen Stufen der Wertschöpfung, von den Rohstoffen bis zum fertigen Produkt, entstehen letztlich zu dem Ziel, einen Bedarf zu befriedigen. „Ein sinnvoller Wirtschaftsprozess beginnt nicht bei der Produktion, sondern bei der Feststellung des Bedarfs. Dafür müssen sich die Produzierenden mit ihren Wirtschaftspartnern in Verbindung setzen, denn aus ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen können sie nicht wissen, was gebraucht wird.“ 9

Bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts forderte daher Rudolf Steiner als ein Gebot der Vernunft, dass sich Produzenten, Konsumenten und Händler in Gremien zusammensetzen, die er Assoziationen (Vereinigungen) nannte, um ihre gegenseitigen berechtigten Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen und aufeinander abzustimmen. Er wies darauf hin, dass kein noch so intelligenter, idealistischer, praktischer Mensch, überhaupt kein einzelner ein voll zutreffendes soziales Urteil gewinnen könne. Es sei gerade innerhalb der Wirtschaft nötig, Assoziationen zu bilden,

wo das soziale Urteil nicht aus dem einzelnen hervorgeht, sondern aus dem, was in der Assoziation zusammenlebt, sich zusammen auslebt in jenen Assoziationen, die die Konsumenten, die Produzenten und die Händler untereinander bilden. So dass man wiederum soziale Gruppen hat, aus denen sich jetzt bei vollem Bewusstsein das Urteil bildet, das der einzelne nicht bilden kann.“ 10

 „Im Wirtschaftsleben als solchem … liegt aus dem Menschen heraus nichts anderes vor als seine Bedürfnisse. … Wenn er [aber] aus dem, was er als einzelner Mensch ist, heraus handelt, also einfach nur auf seine Bedürfnisse Rücksicht nimmt, … so wirkt er unter allen Umständen als ein antisoziales Wesen. … Man irrt als einzelner Mensch, wenn man aus den individuellen Urteilen heraus wirtschaftlich handeln will. Daraus ergibt sich mit apodiktischer Sicherheit die Notwendigkeit der Assoziationen. Nur dadurch, daß … das, was der eine weiß …, … ergänzt und erweitert wird durch dasjenige, was ein anderer weiß, nur dadurch, entsteht ein gemeinsames Urteil, das dann in wirtschaftliches Handeln übergehen … kann.“ 11

Die Assoziation ist keine übergeordnete Planungsinstanz, sondern Wahrnehmungsorgan. „Es ist nicht ihre Aufgabe, über den Bedarf zu entscheiden, sondern ihn zu erkennen. Sie ist …  ein Organ zur Entwicklung volkswirtschaftlicher Vernunft.“ 12 Die entsprechende Ausrichtung der Produktion müssen die Produzenten selbst vornehmen, wobei dies mit den anderen Wirtschaftspartnern vertraglich festgelegt werden kann.

Gleichgerichtete Korporationen

Das assoziative Zusammenwirken der Erzeuger, Verbraucher und Händler setzt deren Vereinigung untereinander in gleichgerichtete Korporationen voraus, von denen aus jeweils Vertreter in die Assoziationen entsandt werden. Diese sozusagen horizontalen Vereinigungen bestehen gegenwärtig bei Erzeugern und Händlern bereits in mannigfaltiger Weise, allerdings aus vorwiegend eigennützigen Interessen. Dagegen ist der Teilbereich der Konsumenten unzureichend organisiert. Die Gründung von Verbrauchervereinigungen ist daher dringend notwendig, denn die Verbraucher werden angesichts der Überfülle eines differenzierten Warenangebots eher zersplittert als zusammengeschlossen.

„Unser Verhalten ist gekennzeichnet durch ein nahezu schlafendes Konsumenten-Bewusstsein. Was wissen wir von der Qualität dessen, was wir kaufen? Was wissen wir von den sozialen Verhältnissen, unter denen es entstanden ist? Was wissen wir von den Folgen, welche die Produktion für die Umwelt hat, für die Entwicklungsländer, für die Rohstoffreserven der Erde usw.? Und brauchen wir das wirklich, was wir kaufen? … Am Konsumenten liegt es, die nötigen Änderungen einzuleiten.“ 13

Damit sind nicht bisherige Konsumgenossenschaften gemeint, die durch den Zusammenschluss der Verbraucher zu einer Macht gegenüber den Produzenten wurden und den niederen Volksschichten finanzielle Entlastung brachten. Sie übernahmen vielfach sogar selbst Produktionsstätten, so dass man es auch mit einer vereinseitigten Interessenwahrnehmung zu tun hat und nicht um einen gesamtwirtschaftlichen Ausgleich.

Zur Abstimmung der Produktion auf den Bedarf ist natürlich eine Absprache der Produzenten untereinander in ihrer überbetrieblichen Korporation notwendig. Zwischen den Unternehmen spielt einerseits der Wettbewerb eine Rolle, andererseits müssen sie im Rahmen des Ganzen sozusagen kollegial zusammenarbeiten. „Es ist ähnlich wie in einem Lehrerkollegium, wo jeder einzelne Lehrer seinen Unterricht frei und selbständig gestaltet so gut er kann. Er muss aber mit seinen Kollegen zusammenwirken, damit die Schule als Ganze das leisten kann, was die Kinder brauchen.“ 14

Ist z. B. bei einem Produkt die Nachfrage zurückgegangen und eine Überproduktion eingetreten, müssen sich die Hersteller sinnvollerweise absprechen und dabei unterstützen, welche Betriebe oder Betriebsteile neue Aufgaben übernehmen können und das nicht mehr gebrauchte Betriebskapital wenn möglich auf Personen übertragen wird, die etwas Sinnvolles damit anfangen können.

Preisgestaltung

In den alten orientalischen Hochkulturen ging die Ordnung des wirtschaftlichen Lebens von den Priestern im Tempel aus, die auch die Preise der auszutauschenden Güter festlegten, um nach den damaligen Vorstellungen und Empfindungen das soziale Leben gerecht zu regeln. Wie aber entsteht in der modernen arbeitsteiligen Wirtschaft zwischen gleichberechtigten Menschen ein gerechter Preis, und wann ist ein Preis gerecht?

Bereits Aristoteles brachte das Verhältnis von Gerechtigkeit und Preis kurz und prägnant auf den Punkt: „Denn ohne Tausch wäre keine Gemeinschaft möglich, und kein Tausch ohne Gleichheit, und keine Gleichheit ohne messende Vergleichbarkeit. … Darum muss alles seinen Preis haben.“ 15 Dem Tausch muss Gleichheit, also Gegenseitigkeit, Gleichwertigkeit der wechselseitigen Leistungen, zugrunde liegen. Und dies muss im Preis zum Ausdruck kommen. Übervorteilungen können nur über die Preise realisiert werden. Deren Gestaltung und Beherrschung muss daher das Ziel sein.

Das Spiel der Marktkräfte von Angebot und Nachfrage, das heute im wesentlichen den Preis bestimmt, drückt sehr stark nur Machtpositionen oder die augenblickliche Marktlage aus, nicht aber neben den Sachkosten die tatsächliche menschliche Arbeitsleistung, die zur Hervorbringung der Ware erforderlich war. Ihren Wert festzustellen, ist jedoch für eine gerechte Preisbildung notwendig. Dies kann nur im gemeinsamen Erkenntnisprozess der Wirtschaftsteilnehmer in den Assoziationen geschehen. Worauf kommt es dabei an? Ein gesundes Preisverhältnis unter den erzeugten Gütern muss so sein,

„daß jeder Arbeitende für sein Erzeugnis so viel an Gegenwert erhält, als zur Befriedigung sämtlicher Bedürfnisse bei ihm und den zu ihm gehörenden Personen nötig ist, bis er ein Erzeugnis der gleichen Arbeit wieder hervorgebracht hat. Ein solches Preisverhältnis kann nicht durch amtliche Feststellung erfolgen, sondern es muss sich als Resultat ergeben aus dem lebendigen Zusammenwirken der im sozialen Organismus tätigen Assoziationen.“ 16

Fazit

Der Glaube an die regelnden Gesetze des Marktes, die den Egoismus der am Wirtschaftsleben Beteiligten irgendwie zu einem vernünftigen und gerechten Ausgleich bringe, ist nicht wissenschaftlich, sondern irrational. Er wird auch von der Erfahrung ständig widerlegt. Das Handeln aus der singulären egoistischen Perspektive erweist sich von vorneherein als antisozial und über kurz oder lang als zerstörerisch, da ihm die Kenntnis für die Folgen im Gesamtzusammenhang fehlt. Handeln aus gesamtwirtschaftlicher Vernunft kann erst entstehen, wenn sich Vertreter der Produzenten, Konsumenten und des Handels zusammensetzen und – ausgehend vom Bedarf der Menschen – aus dem Zusammentragen der verschiedenen notwendigen Interessen zu tragfähigen sozialen Urteilen kommen.

Nachbemerkung:
Es konnte hier nicht darum gehen, ein Gesamtkonzept zu beschreiben, sondern eine Entwicklungsrichtung anzudeuten, zu der die Tatsachen und Verhältnisse vernünftigerweise auffordern, wenn eine für alle gerechte Wirtschaftsordnung entstehen soll.
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1    stern.de 20.4.2017
2    alles-schallundrauch.blogspot.de 17.5.2014
3    R. Steiner im Vortrag vom 14.4.1919, Gesamtausg. (GA) Nr. 190, S. 216
4    boersenblat.net 16.7.2007
5    Vgl. Profitmaximierung durch geplanten Verschleiß
6    Zitiert nach Christian Kreiß: Geplanter Verschleiß, Berlin 2014, S. 22
7    Udo Herrmannstorfer auf dreigliederung.de 1.1.1987
8    Rudolf Steiner in GA Nr. 266/I, S. 128
9   Rudolf Isler in Sozialimpulse März 2017, S. 8
10    Rudolf Steiner in GA 305, Vortrag 28.8.1922
11  Rudolf Steiner in GA 338 Dornach 41986, S. 164f.
12   Volkert Wilkens: Selbstgestaltung der Wirtschaft,
zitiert nach Stefan Leber: Selbstverwirklichung,
Mündigkeit, Sozialität, Fischer-TB 1982, S. 244
13  A. H. Bos, zitiert nach Stefan Leber wie Anm. 11
14  Rudolf Isler in Sozialimpulse März 2017, S. 9
15  Aristoteles, zitiert nach Udo Herrmanstorfer, s. Anm. 6
16  Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach 1961,
Anmerkung   S. 131 – 132

 

 

 

 

26 Kommentare zu „Das Verhängnis von Egoismus und Irrationalität im Marktgeschehen“

  1. „Übervorteilung“ ist ein widersinniger Euphemismus. Bitte eindeutig benennen, was man meint. Im Deutschen gibt es eine reichhaltige Palette an zutreffenden Worten für den Tatbestand des hochgelahrten „Übervorteilens“: BENACHteiligen, Betrügen, Berauben, Behumsen… von Abpressen und Bescheißen bis Verarschen und Zerstören von Treu und Glauben. Da gibt es soviel, jeder weiß was gemeint ist und bekommt nicht das einzige Einzigste untergejubelt. Eine Bevorteilung noch mit einer Übervorteilung toppen…? – Ist Schwachsinn. Wenn „Untervorteilung“ gemeint ist, muß sie auch dementsprechend benannt werden.
    Übrigens zählt die Wirtschafts-„Wissenschaft“ doch eindeutig zu den Geschwätzwissenschaften wie Gender und ähnlicher Quatsch, wenn man ernsthaft Keynes´ zum Nutzen aller wohltätige „Unsichtbare Hand“ als der Weisheit letzten Schluß in den Raum stellt, so wie ein Haufen gewalttätiger Psychopathen in der Summe doch wohl eine arterhaltende Mission betroffener Friedensengel ergibt, nicht wahr?
    Das klingt jetzt nicht sehr konstruktiv, sicher. Aber jeder, der bis Drei zählen kann, weiß doch, daß der Stärkere jedes erdenkliche „Recht“ egoistisch mißbraucht oder bricht, ob nun offen oder nicht. Eine Verschleierung solch simpler Tatsachen kann ich nicht mit dem Etikett der „Wissenschaftlichkeit“ adeln.
    Aber das ist wohl ein seeehr grundsätzliches Problem…

  2. >Bereits Aristoteles brachte das Verhältnis von Gerechtigkeit und Preis kurz und prägnant auf den Punkt: „Denn ohne Tausch wäre keine Gemeinschaft möglich, und kein Tausch ohne Gleichheit, und keine Gleichheit ohne messende Vergleichbarkeit. … Darum muss alles seinen Preis haben.“

    Hier wird der Tausch als Dogma oder Paradigma gesetzt.
    In der Familie werden üblicherweise keine Tauschgeschäfte betrieben. Unter Freunden werden keine Tauschgeschäfte betrieben, in den meisten Urvölkern werden keine Tauschgeschäfte betrieben und es gibt sogar Inselstaaten, deren moderne (UR)einwohner (man unterscheidet zwischen diesen und Touristen) ebenfalls keinen Tausch betreiben.
    Mit anderen Worten: wir können sehr wohl wirtschaften ohne zu tauschen (weder Ware noch Geld). Man nennt dieses Prinzip neuerdings auch Bärensuppe: es gibt Orte oder Märkte (oder auch nur Infostellen), da findet man genau die Produkte, die man braucht und nimmt diese einfach. Umgekehrt stellt man seine eigenen Produkte oder Leistungen in diesen Pool hinein. Ebenfalls kann man dort auch „Anfragen“ stellen …

    Das Tauschen schon auf Mangel- und Misstrauensbewußtsein beruht, verdeutlich Prof. Hörmann anschaulich in einem Gespräch mit KenFM: https://youtu.be/5lNxhckGdbU

    Es liegt also bei uns, wie lange wir noch in so einem Mangel-Bewußtsein stecken wollen, oder ob wir die Verbindung von 1-4-7 hinbekommen.

  3. Wenn ich mich nicht schwer täusche ist bei R.St. davon die Rede, dass es im gesunden soz. Organismus spezielle Organe zur Erhebung der Bedürfnisse geben sollte (im Sektor Geistesleben?). Weiß das hier jemand ??
    Tönt etwas komisch für heutige Ohren..
    „Bedürfnis“ ist ja ein heikler Begriff. Was gilt heute nicht alles als Bedürfnis, war reinster Luxus ist…

  4. Was ich aus dem Artikel gelernt habe: Rudolf Steiner ist der eigentliche Erfinder der Books-on-Demand. Nachdem ich das anerkenne, ist auch mein Kommentar hier willkommen, gell? Sehr schön ob der Ironie fand ich auch, daß mir gleich neben dem Abschnitt, in dem die Klage über ein Zuviel an Büchern geäußert wird, am Seitenrand ein weiteres wahrscheinlich überflüssiges Buch angepriesen wurde.

    Desweiteren fällt mir auf, daß auch die indirekten Zitate des Artikels Punkt für Punkt ordentlich belegt sind, außer jenen, die angeblich auf Adam Smith zurückgehen. Das hätte auch nicht funktionieren können, weil Adam Smith diese Dinge nie behauptet hat. Die unsichtbare Hand des Marktes erwähnt er nur spöttisch, um zu sagen, daß es sie nicht gibt und man die Märkte darum regulieren müsse. Entlarvt wurde Adam Smith hingegen als Erfinder eines historischen Tauschhandels, den er sich frei aus dem Ärmel geschüttelt hatte. Darum konnte Aristoteles noch nichts von einer Tauschwirtschaft wissen. Wenn Aristoteles also vom Tausch redet, dann redet er von etwas völlig anderem als es Adam Smith tat. Nicht die Gleichheit der getauschten Leistungen, sondern die Gleichheit der Tauschpartner ist maßgeblich! So nämlich auch noch bei den primitiven Völkern, die David Graeber untersucht hat!

    Von meinem Onkel, der ein Berufsleben lang Schokolade vom Hersteller an diverse Läden verkaufte, weiß ich, daß nicht verkaufte Schokolade nicht etwa weggeworfen, sondern zurückgegeben wird. Es sei denn mein Onkel wäre der Einzige gewesen, der bereit war, die nicht verkaufte Schokolade wieder abzuholen. Übrigens nehme ich auch gerne den nachösterlichen Rabatt in Anspruch, daher weiß ich, daß dann nochmal besonders viele Osterhasen verkauft werden. Die übrigen Osterhasen werden vom Hersteller eingeschmolzen. Auch wenn die osterspezifische Verpackung und Formgebung im restlichen Jahr nicht mehr gefragt ist, so ist doch die Schokolade selbst noch problemlos weiterverwendbar.

    Nachdem so vieles andere in dem Artikel einfach nicht gestimmt hat, frage ich mich, ob wenigstens das mit der Überproduktion der Automobile stimmt. Zwar kennt man die Bilder, wo sehr viele Autos auf einer großen Abstellfläche nahe beieinander stehen, aber es ist völlig normal, daß viele Autos zusammen darauf warten, in andere Länder verschifft zu werden. Sollte man jedes einzeln auf ein Schiff packen? Dann würden Autos wirklich sehr schnell sehr teuer bis hin zu unbezahlbar werden. Auch zu gewissen Terminen wie kurz vor der Einführung einer Anschaffungsprämie stauen sich viele Autos logischerweise.

    So eine Art Assoziationen werden in der Wirtschaft auch gebildet. Das Kartellamt steigt solchen regelmäßig auf die Zehen. Da erging es Rudolf Steiner wohl ähnlich wie Silvio Gesell. Dessen Vorschläge wurden aufgegriffen und in einer pervertierten Art umgesetzt, um alles noch schlimmer zu machen. Ich wünsche mir schon lange, die Verbraucher würden nicht die Spekulanten begünstigen, sondern wenn sie schon unbedingt zuviel bezahlen wollen, dann wenigstens die ehrlichen Produzenten. Aber damit stoße auch ich auf taube Ohren. Darum wundert es mich nicht, daß es anderen vor mir schon ähnlich erging.
    らんま

  5. Zu Zeiten Steiners gab es ja noch kein Internet – denn das bietet eine hervorragende Möglichkeit, dasjenige umzusetzen, was Steiner bezüglich der Bedürfniserkundung u.a. auch ansprach: in einem seiner Vorträge (nicht die Kernpunkte – evtl. mal hier nachschauen: http://bdn-steiner.ru/modules.php?name=Ga ) spricht er davon, dass es „Marktforschungs-Einrichtungen“ geben muß, deren Aufgabe es ist, die Bedürfnislage von Menschen (auch Gruppen) zu erkunden durch Interaktion mit diesen Menschen – also ein kommunikativer Austausch, der z.B. auch Verbesserungen für Produkte oder Produktennovationen zur Folge haben kann …
    Das ist also ein notwendiger Bestandteil des im Text von Herrn Ludwig angeführten assoziativen Wirtschaftens.

    Ein aus meiner Sicht sehr virulentes Problem ist dazu jedoch, daß der einzelne Mensch ja erst einmal selbst seine Bedürfnisse wahrnehmen (lernen) muß, bevor er sie äußern kann.
    Schaue ich in die Welt, dann sehe ich hier ein immenses Problem, nämlich genau das Gegenteil von eigener Bedürfniswahrnehmung: die Menschen laufen irgendwelchen suggerierten Bedürfnissen hinterher (Konsumformel) und werden ja schon in der Schule, durch Anpassungsdruck usw. von ihren wahren Bedürfnissen abgekoppelt (Spaltungen in der Seele!), was die Leute natürlich gesundheitlich stark negativ beeinträchtig (=Pharmaumsätze generiert!).
    Hiermit befasste sich ja auch vor allem Wilhelm Reich (Panzerungen, die durch Bedürfnisverleugnung entstehen) und auch Arthur Janov hat in seiner Primärtherapie darauf hingewirkt, die Seele für die tiefen, grundliegenden Energien zu öffenen.
    Auch das Künstlerische ist geradezu dafür prädestiniert, diese eigenen Empfindsamkeit, das Fühlen und Mitfühlen zu entwickeln – aber das ist ja ebenfalls im „Bildungs-UNTER-Richten“ außen vor.
    So werden Menschenseelen generiert, die unglaublich „Kopfbedürfnisse“ haben – das ist z.B. der Luxus, oder der Hype, oder das Freakische – einerseits, und gleichzeitig andererseits die unterdrückten Bedürfnisse zu Perversionen entarten (Sucht, Sex, Macht usw.).

    Wir haben dazu nur die Möglichkeit:
    – einerseits bei uns selbst zu schauen, die eigene Bedürfniswahrnehmung zu entwickeln

    – zum anderen die Kommunikation und die Interaktion mit anderen Menschen diesbezüglich voranzutreiben

    – und drittens daheraus neue Gemeinschaften zu bilden und neue Strukturen auch auf der Volksebenen, sprich neue Staatsrahmen zu schaffen.

  6. @Ranma
    Schön, dass Sie aus dem Artikel auch was gelernt haben, wenn auch nur als Gegenstand neuer Ironie.
    Ihre (ironische) Sorge um das angezeigte Buch ist unbegründet. Die Auflage war gut kalkuliert; es sind nur noch wenige Restexemplare vorhanden. Bei weiteren Bestellungen kann eine neue Auflage gestartet werden.

    Zu Adam Smith aus Wikipedia:
    „Populär ist der oft mit Adam Smith in Verbindung gebrachte Begriff der unsichtbaren Hand. Smith verwendet diese seinen Zeitgenossen geläufige Metapher im Wohlstand der Nationen nur an einer Stelle, und zwar in einem Kapitel über Handelsbeschränkungen. Er zeigt dort, dass der Einzelne gerade dadurch, dass er aus Eigennutz seine Produktivität und Erträge steigern will, das Interesse der Gesellschaft stärker fördert, als wenn er dieses Interesse direkt hätte fördern wollen: „Er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat“ (viertes Buch, Kap. 2).

    Wenn die überschüssigen Osterhasen zurückgegeben und eingeschmolzen werden, hat ja trotzdem die Überproduktion mit allen Kosten stattgefunden.

    Natürlich werden auch die Autos zum Transport auf Übersee geparkt. Das schließt aber nicht aus, dass auch welche aus Überproduktion geparkt werden.

    Ironie führt leicht dazu, genau daneben zu hauen. Kartelle sind Preisabsprachen zwischen Produzenten zum Nachteil der Konsumenten. Die hier angesprochenen Assoziationen sind dagegen keine Kartelle, sondern Absprachen zwischen Produzenten, Handel und Konsumenten, um alle berechtigten Interessen zu berücksichtigen.

    Es ist ja psychologisch interessant, dass Sie mit Ihrer Isronie alles Mögliche aufzuspießen suchen, auf das Problem aber, um das sich der Artikel bemüht, überhaupt nicht konstruktiv eingehen.

  7. Gerne würde ich auf mehr Inhaltliches eingehen. Zum Beispiel auf die Bücher, die nie im Buchhandel ankommen. Aber was hat der Konsument damit zu tun? Der Konsument kann damit eigentlich nichts zu tun haben. Das Phänomen bleibt völlig unerklärt. Was sollte man dazu schon sagen? Man kann keine Lösung anbieten, solange das Problem noch unverstanden ist. Man könnte darüber spekulieren, wo das eigentliche Problem liegt. Vielleicht wurden Bücher mitgerechnet, die nur online und on-Demand verkauft werden? In dem Fall würden die Bücher zwar den Buchhandel nicht erreichen, trotzdem wäre das kein Anzeichen für ein Problem. Ein solches existierte dann schlicht nicht. Vielleicht beziehen sich solche Bücher auf nur kurzfristig aktuëlle Themen, die überholt sind bis das Buch fertig ist. Das geschieht sicherlich nicht mit Absicht. Von keiner Seite her. Ist das dann Überproduktion? Auf jeden Fall dürfte diese Möglichkeit nur dann eintreten, wenn sie unvermeidbar ist. Aber wenn du selbst ganz genial kalkuliert hast, wieviele Exemplare deines Buches du verkaufen kannst, dann könntest du doch einfach verraten wie man das macht. Schon wäre das Problem gelöst. Anstatt darüber zu lamentieren, damit andere raten können wie das Problem zu lösen ist und ob überhaupt ein Problem vorliegt. Wenn der Konsument ein Buch nie zu sehen bekommt, dann kann die Lösung nicht in der Besprechung zwischen Autor und möglichem Leser (wie das bei historischen Büchern übrigens üblich war) in einer Assoziation liegen. Wenn du trotzdem eine Lösung hast, bei deinem eigenem Buch anwendest, sie aber sonst eisern verschweigst, dann brauchst du dich auch nicht über ein bißchen Ironie aufregen.
    らんま

  8. „Zu Zeiten Steiners gab es ja noch kein Internet – denn das bietet eine hervorragende Möglichkeit, dasjenige umzusetzen, was Steiner bezüglich der Bedürfniserkundung u.a. auch ansprach:“

    Seit zwanzig Jahren warte ich darauf, daß das Internet dafür verwendet wird. Ich versuchte auch schon solche Vorgänge selbst etwas anzuschieben. Aber das Interesse dafür ist gleich null! Obwohl heute Möglichkeiten vorhanden sind wie wir sie uns kaum besser wünschen könnten, werden wir wohl nicht mehr erleben, daß diese Möglichkeiten sinnvoll genutzt werden.

    „Ein aus meiner Sicht sehr virulentes Problem ist dazu jedoch, daß der einzelne Mensch ja erst einmal selbst seine Bedürfnisse wahrnehmen (lernen) muß, bevor er sie äußern kann.“

    Eigentlich könnten Computer und Internet auch dabei helfen. Es werden schließlich alle möglichen Daten gesammelt und analysiert. Aber auch das geschieht wohl nur wegen der Möglichkeiten des Mißbrauchs und nicht, um etwas Sinnvolles damit anzufangen.
    らんま

  9. Vieles Sinnvolle, was uns das Internet bieten könnte, einfach brach liegen zu lassen – das kann ich nur bestätigen.
    Hier ein paar sinnvolle Ideen, die auch ganz einfach und mit wenig Kostenaufwand umzusezten wären, wenn die Menschen dafür wären:

    regionale Informationsportale, von Bürgern für Bürger (inkl. Produkt-, Tätigkeits-, Hilfe Angebote/Suchen)
    Man stelle sich einmal vor, wie viel Tonnen Papier TÄGLICH sich da einsparen ließen – keine gedruckte Werbung mehr, gezielte und tatsächliche Produktinfos (Tätigkeiten, Jobs u.v.m) für die, die es interessiert …
    Ein Teilansatz findet man bei https://nebenan.de

    ideareg.com – eine Plattform, auf der Erfindungen kostenlos registriert werden können bzw. mit der Option einer kostenpflichtigen notariellen Bestätigung/Zertifikat: die ganze Patentwegkauferei und der große finanzielle Aufwand, mit Patenten verbunden, wäre erledigt …

    Produktverbesserung und -mitentwicklung:
    https://www.business-wissen.de/artikel/co-kreation-innovationen-mit-kunden-entwickeln/
    https://www.wiwo.de/technologie/innovationen-unternehmen-nutzen-kunden-als-ideengeber-seite-2/5602888-2.html
    Das wird nur von sehr wenigen genutzt und oft auch nur halbherzig (wegen Macht- oder Imageverlust).

    Kunden als Verkäufer (kein Multi-Level-Marketing): man stelle sich einmal vor, ein zufriedener Autofahrer erzählt anderen von dem Super-Auto-Konzept und verkauft dabei Autos der Marke (mit „Provision“). Ein solcher Kunde findet sich über eine Datenbank (nicht unbedingt des Herstellers) – das Unternehmen hat Ruckzug ein flächendeckendes Verkaufsnetz, ohne einen Penny dafür ausgeben zu müssen (im Gegensatz zu Auto-Glaspalästen)
    Seit 2018 will ein Autohersteller will so etwas so ähnlich angehen: https://sonomotors.com/de/

    Punkt 1 hatte ich einmal selbst umgesetzt (nordheider.info – ist nicht mehr im Netz) und 1 Jahr lang mir die Hacken abgelaufen, um Leute zu inspirieren, kostenlos !!! das Portal zu nutzen. Da kam aber so gut wie nichts zusammen, die Leute wollen einfach das weiter machen, wie sie es kennen … (im Großen und Ganzen).
    Naja, mein Motto: was ich tun kann, mache ich, wenn es nicht auf fruchtbaren Boden fällt, habe ich es wenigstens versucht 😉

  10. @Ranma
    „Gerne würde ich auf mehr Inhaltliches eingehen. Zum Beispiel auf die Bücher, die nie im Buchhandel ankommen. Aber was hat der Konsument damit zu tun? Der Konsument kann damit eigentlich nichts zu tun haben. Das Phänomen bleibt völlig unerklärt. Was sollte man dazu schon sagen?“

    In dem zitierten Börsenblatt (Anm. 4) ist Näheres zu den Gründen angedeutet. Der Konsument hat insofern damit zu tun, als es eine Verschwendung von Arbeitskraft und Ressourcen ist, die er letztlich über erhöhte Preise bezahlen muss.

    Die Auflage meines Buches ist vom Verleger nach seinen Erfahrungen bei dieser Thematik bewusst vorsichtig auf eine dreistellige Zahl kalkuliert worden. Das hat sich bewahrheitet. Natürlich ist das immer mit Unsicherheit behaftet.

    Aber das sind ja nur Beispiele zu dem grundsätzlichen gesamtwirtschaftlichen Problem, um das es in dem Artikel geht: dass an die Stelle des blinden, Egoismus-gesteuerten Marktgeschehens das Handeln aus wirtschaftlicher Vernunft treten muss, die aber der Einzelne aus seiner singulären Perspektive nicht haben kann, sondern die sich nur in den angedeuteten Assoziationen entwickeln kann.

  11. @Jürgen Elsen:

    „regionale Informationsportale, von Bürgern für Bürger (inkl. Produkt-, Tätigkeits-, Hilfe Angebote/Suchen)
    Man stelle sich einmal vor, wie viel Tonnen Papier TÄGLICH sich da einsparen ließen – keine gedruckte Werbung mehr, gezielte und tatsächliche Produktinfos (Tätigkeiten, Jobs u.v.m) für die, die es interessiert …“

    Komischerweise findet man so etwas auf Papier an den Ausgängen von Discountern. Die Orte auf nebenan.de liegen für mich allerdings nicht gerade nebenan.

    „ideareg.com – eine Plattform, auf der Erfindungen kostenlos registriert werden können bzw. mit der Option einer kostenpflichtigen notariellen Bestätigung/Zertifikat: die ganze Patentwegkauferei und der große finanzielle Aufwand, mit Patenten verbunden, wäre erledigt …“

    Zur Zeit finde ich auf ideareg.com nur ein bißchen ASCII-Kunst. Die ersten beiden Ansätze scheitern allerdings auch schon daran, daß man diese Plattformen sehr leicht finden müßte.

    „Kunden als Verkäufer (kein Multi-Level-Marketing): man stelle sich einmal vor, ein zufriedener Autofahrer erzählt anderen von dem Super-Auto-Konzept und verkauft dabei Autos der Marke (mit „Provision“). Ein solcher Kunde findet sich über eine Datenbank (nicht unbedingt des Herstellers) – das Unternehmen hat Ruckzug ein flächendeckendes Verkaufsnetz, ohne einen Penny dafür ausgeben zu müssen (im Gegensatz zu Auto-Glaspalästen)
    Seit 2018 will ein Autohersteller will so etwas so ähnlich angehen: “

    Bei dem Autohersteller habe ich keine Erklärung dazu gefunden. Aus der Erklärung hier werde ich auch nicht ganz schlau. Was ist der Unterschied zum Multi-Level-Marketing?
    らんま

  12. nochmal
    @Jürgen Elsen:

    Wenn du schon selbst ein Projekt per Internet versucht hast, dann kannst du Programme schreiben? Ich habe es auch schon versucht, aber Computer mögen mich nicht und zum programmieren habe ich kein Talent. Ich hatte mir da gedacht gehabt, daß man die Internetnutzer halt anlocken müßte. Zum Beispiel könnte man mit einem Haushaltsbuch ihnen ermöglichen darüber Buch zu führen, welche Einkäufe anstehen und wieviel Geld sie dafür zur Verfügung haben. Wenn da eingetragen wird, welche Anschaffung man regelmäßig macht, dann könnte der Nutzer direkt zu entsprechenden Angeboten verlinkt werden. Heutzutage stört sich schließlich kaum noch jemand daran, wenn ihm sämtliche Daten abgezapft werden. Außerdem bräuchte man lediglich die Datenbank zentral vorhalten, während man die Anwendung auf verschiedenen Blogs als Erweiterung anbieten könnte. Zum Beispiel als ein WordPress-Plugin. So dachte ich mir das schon vor Jahren, aber damit sind meine Computerfähigkeiten weit überfordert.
    らんま

  13. Das Problem der Inertialisierung, die Inertialkräfte – oder warum Kreativität immer Henne und Ei gleichzeitig hervorbringen muß …

    1. nebenan.de liegt bei Ihnen nicht nebenan: jetzt haben Sie mindestens zwei Möglichkeiten:
    a. Sie haben die Einstellung: oh, hier gibt es so etwas ja noch gar nicht, also werde ich das mal inertialisieren …
    b. wie blöd, hier gibt es so was nicht, was soll das also und klicken schnell weg …

    ideareg.com
    auch der Name war nur eine Idee von mir (vor ca. 10 Jahren) – ich wußte nicht, daß inzwischen diese Domain tatsächlich existiert …

    Unterschied zum Multilevel-Marketing:
    es gibt keine Multilevels! sondern nur 1:1: Verkaufsgespräch/Probefahrt -> Verkauf -> eine Provision.
    Wenn mein Käufer dann auch zum „Verkäufer“ wird, erhalte ich eben nicht nochmal eine Provision seiner Provision (=Multilevel, wie z.B. Niken)
    So wie der „Konsument“ Miterfinder und Mitgestalter in der Produkt-/Leistungsebene werden oder sein kann (also z.B. beim assoziativem Wirtschaften), so kann er doch auch „Mitverkäufer“ sein, wenn er möchte …
    Eigentlich doch naheliegend, oder nicht?

  14. ja, auch eine ausbaufähige Idee, wie ich finde:
    über einen Server die „Haushaltbücher“ vernetzt würde den tatsächlichen Bedarf von Produkten abbilden, so daß man hier quasi automatisch schon ablesen könnte, was bzw. wieviel produziert werden müßte und man könnte gleich auch Trends ablesen, die dem einzelnen Konsumenten ja mangels der Daten nicht klar sein können …
    Abgesehen davon könnte man so auch Transporte regeln (Lieferungen in ein Gebiet zusammenfassen und effizienter ausliefern), wahrscheinlich gibt es noch mehr Möglichkeiten – es brauchen nur ein paar Leute zusammenzukommen.

    Ich selbst bin in einer dezentralen Gemeinschaft von ca. 1000 Menschen und es ist unglaublich, was da alles zusammenkommt, obwohl Tausend ja noch nicht viel ist …

    Es ist wirklich unglaublich, wie viel Potenzial bei uns Menschen liegt – doch ohne Initiative – und mit dem Finger ins Außen zeigen (die da oben sollen mal machen) – wird nichts draus 😉

  15. Das Verhängnis von Egoismus und Irrationalität im Marktgeschehen ist das Ergebnis der Zentralbanken bzw. Ihrer Geschichte und den damit verbundenen Geldverleihern und dem Wucher. Schon Jesus hat damals im Tempel seine Wut über dieses System zum Ausdruck gebracht.
    Sehr erhellend und im Sinne von Winston Chruchill, der einmal bemerkte, je tiefer man in die Vergangenheit zurückgehe, desto klarer werde das Bild hat Stephen Mitford Goodson mit dieser Technik das Buch „Die Geschichte der Zentralbanken und der Versklavung der Menschheit“ geschrieben.
    Auf Seite 307 dieses Buches als Fussnote, ich zitiere: Auf eine Frage von Prof. Milton Friedman nach den Ursachen der Großen Depression antwortete Ben Shalom Bernanke, damals Mitglied des Akademischen Beraterausschusses der New Yorker American Federal Reserve Bank: „Was die Große Depression anbelangt, haben Sie recht. Wir haben es getan. Es tut uns sehr leid.
    Fussnoten und Anmerkungen dieser Art gibt es Einige. Das Buch ist sehr flüssig zu lesen, für den geschichtlich etwas unbedarft Orientierten wird so einiges verwirrend sein, hat aber den Charme, dass man ggf. nach Winston Churchill anfängt die Vergangenheit neu zu sehen und zu recherchieren.
    Ich glaube im Mainstream ist dieses Buch untergegangen.

  16. Was Sie ansprechen, ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Sache, der einer eigenen Behandlung bedürfte. Er ersetzt aber nicht den im Artikel behandelten wesentlichen Gesichtspunkt des Handelns aus wirtschaftlicher Vernunft, die nur durch das Zusammenwirken aller Beteiligter in Assoziationen gewonnen werden kann.

  17. Schaffen Sie die Geldverleiher und den Wucher ab und es zieht die wirtschaftliche Vernunft ein, siehe Cäsar und Napoloeon und siehe da es gab in unserer Geschichte Perioden von Wachstum und Wohlstand. Zum Beispiel im 15.Jahrhundert hatte ein durchschnittlicher Arbeiter in England lediglich 14 Wochen jährlich gearbeitet.
    Cäsar und Napoleon und viele andere erlitten ein Schicksal weil sie das Übel an der Wurzel angepackt haben.

  18. @Tom:

    „Zum Beispiel im 15.Jahrhundert hatte ein durchschnittlicher Arbeiter in England lediglich 14 Wochen jährlich gearbeitet.“

    Nimmt man dafür die Stunden bezahlter Arbeit, die damals eine große Schande war, mittelt die arithmetisch über die gesamte Arbeiterschaft und rechnet das dann noch auf die vollgepackten heutigen Arbeitstage um? Oder gab es wirklich Arbeiter, die fünfzig Wochen im Jahr ihrer Familie, der Religion und der Muße widmeten?

    „Das Verhängnis von Egoismus und Irrationalität im Marktgeschehen ist das Ergebnis der Zentralbanken bzw. Ihrer Geschichte und den damit verbundenen Geldverleihern und dem Wucher. Schon Jesus hat damals im Tempel seine Wut über dieses System zum Ausdruck gebracht.“

    Eine sehr wichtige Aussage. Heute tun die meisten Leute so als wäre das eine Ausnahme gewesen, weil Jesus doch sooo friedfertig war. Aber wäre das ein ausnahmsweiser Ausraster gewesen, dann wäre das sicherlich nicht in den Evangelien dokumentiert worden. Auf das wertvolle Pergament schrieb man nur, was man als wichtig ansah. Ich würde sogar sagen, jener Vorfall bildet den Kern der christlichen Lehre. Darum paßt er auch so gut zu den anderen Aussagen wie ‚Niemand kann zwei Herren dienen, nicht Gott und dem Mammon!‘. Hier hat Jesus den Mammon ganz direkt als den Widersacher Gottes genannt. Den modernen Menschen veranlaßt das aber zu nichts weiter als dazu, den zweiten und wichtigen Teil des ansonsten noch immer beliebten Zitates wegzulassen. Ein weiteres Jesus-Wort, ‚Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!‘, würde man in heute zeitgenössischer Sprache so formulieren: ‚Wenn das die Münzen des Kaisers sind, dann soll er sie sich doch rektal einführen! Was haben die Münzen des Kaisers in eurem Besitz verloren? Verbiegt euch nicht, nur um Kultur und Wirtschaftssystem der Römer zu übernehmen!‘ Leider versteht man das Jesus-Wort heute lieber als: ‚Ihr Untertanen, macht gefälligst das, was eure Herrscher euch befehlen!‘ Natürlich machte diese schräge Auffassung das Christentum unter den Herrschenden ziemlich beliebt, weil es doch so schön die Herrschaft rechfertigt. Daß die Teile viel besser zusammenpassen, wenn man die Evangelien als Absage an den Mammon auffaßt, das interessiert keinen mehr.

    „Sehr erhellend und im Sinne von Winston Chruchill, der einmal bemerkte, je tiefer man in die Vergangenheit zurückgehe, desto klarer werde das Bild hat Stephen Mitford Goodson mit dieser Technik das Buch „Die Geschichte der Zentralbanken und der Versklavung der Menschheit“ geschrieben.“

    Da hat Churchill aber eine ziemlich problematische Aussage gemacht. Je tiefer der heutige Mensch in die Vergangenheit zurückblickt, desto mehr projiziert er von seinen eigenen Lebensumständen hinein, weil er die Vergangenheit nicht versteht. Weil er sie nicht kennt. Weil die archäologischen Funde weiter zurück seltener und die philologischen Quellen unsicherer sind. Darum schließlich auch heute beliebig schräge Auffassungen über die Aussagen der Evangelien. Von den Schriften eines Marcion zum Beispiel ist NICHTS erhalten. Ein ganz anderes Beispiel sind die Schriften des Aristoteles. Die sind erhalten und es gibt keinen religiösen Streit um sie oder deren Interpretation. Trotzdem werden aristotelische Aussagen wie ‚Gebrauchsgüter herzustellen, nur um sie zu tauschen, sei es gegen andere Güter oder gegen Geld, das ist unmoralisch und darum verwerflich!‘ heute komplett ignoriert. Sogar von jenen, die Aristoteles zur Untermauerung ihrer eigenen Thesen verwenden. Alte Zitate werden immer nur selektiv verwendet und im sicheren Wissen darum, daß der heutige Leser seine eigenen Lebensumstände sehr weit in die Vergangenheit rückprojiziert. Sicherlich hat Churchill das anders gemeint. Eher so wie: Vor der Erfindung des Geldes gab es keinen solchen Mißbrauch wie die Erhebung von Zinsen. Aber leider hat er es halt nicht so, sondern mißverständlich formuliert. Jetzt kann man sich durch das Churchill-Zitat zu der gewagten Aussage hinreißen lassen, daß die Vergangenheit je weiter zurück desto leichter zu verstehen wäre, aber damit würde man immer falsch liegen.
    らんま

  19. „Jetzt kann man sich durch das Churchill-Zitat zu der gewagten Aussage hinreißen lassen, daß die Vergangenheit je weiter zurück desto leichter zu verstehen wäre, aber damit würde man immer falsch liegen.“

    Diese Aussage von Churchill hat seine Berechtigung. Nicht in dem Sinne, wie Sie es formuliert haben. Ich formuliere bzw. zitiere Martin Armstrong, der die größte historische Datenbank der Welt besitzt (Quelle: Der Film The Forecaster) wie folgt: „I research the past to predict the future“. Dazu kommt bei Armstrong, dass er ein (genialer) Zyklenanalytiker ist.
    Objektiv ist Geschichtsschreibung so gut wie unmöglich, da es einfach zu viele Betrachtungsstandpunkte gibt. Je mehr man sich mit Geschichte/Vergangenheit einlässt desto klarer wird in der Tat der Blick. Voraussetzung dafür ist dass man möglichst Unvoreingenommen ist. Das ist sehr schwierig umzusetzen, aber der Versuch lohnt immer.

    Schauen wir uns die aktuelle Zeitqualität an, so ist meine persönliche Meinung dazu, dass ein Verständnis für unsere aktuelle Zeit nur entwickelt werden kann, wenn man die Protokolle der Weisen von Zion und die Rakowski-Protokolle gelesen hat,insbesondere das Protokoll Nr.16. Die Rakowski-Protokolle enthüllen u.a. ein buchhalterisches Geheimnis, dass den Kapitalismus und den Kommunismus als zwei Seiten einer Medaille entlarvt.

    Nachdem ich nun das Buch von Stephen Mitfort Goodson zu Ende gelesen habe, wird der Blick noch etwas klarer. Die Einlassung mit Geschichte bedeutet immer, dass man es mit einem dynamischen Prozess zu tun hat, bedeutet, dass man seine Meinung vielleicht überdenkt, revidiert oder auch bestätigt. Anders formuliert man lernt nie aus!

    Unsere westliche Zivilisation hat noch ein weiteres, vielleicht sogar das größte Problem, nämlich die Fruchtbarkeitsraten. Alle westlichen Länder liegen unter dem Schnitt von 2,21 Kinder, damit die Bevölkerung des betreffenden Landes konstant bleibt. Deutschland z.B. hat eine Rate von 1,41.
    Erschwerend kommt hinzu, dass die Zeugungsfähigkeit rapide abnimmt. Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, der sollte den aktuellen freien Amanita-Newsletter lesen, der diese Thematik sehr ausführlich behandelt.

  20. Fast hätte ich mir die Chance dazu entgehenlassen, aber gerade beim Thema möglicherweise unnötiger Überproduktion muß ich darauf hinweisen: Massentierhaltung ist unnötig!

    Dazu gibt es viele Beispiele. Dieses Mal nehme ich ein einheimisches. In Bayern wurden in den 1980ern pro Jahr jeweils um die dreitausend Wildschweine geschossen. 2016 wurden in Bayern siebenundachtzigtausend Wildschweine geschossen. Das jedoch nicht etwa, weil die Jäger gierig geworden wären, sondern weil sie mehr Wildschweine schießen müssen. Wildschweine haben sich nämlich sehr stark vermehrt und richten große Schäden an. Nicht nur auf Äckern oder bei Verkehrsunfällen, sondern Wildschweine wagen sich auch in die Gärten, direkt neben den Häusern der Menschen. Jäger müssen für solche Schäden aufkommen, wenn sie nicht genügend Wildschweine schießen. Jäger schätzen sogar, daß sie bis zu zehnmal so viele Wildschweine schießen müßten, um sie auf eine ähnliche Anzahl wie in den 1980ern zu reduzieren. Also gibt es nun ein großes Angebot an Wildschweinfleisch. Jäger können das nur noch für fünfzig Cent pro Kilogramm verkaufen.

    Bei dem leicht verfügbarem und billigem Angebot springen Verbraucher nun darauf an? Jäger sagen, daß sich Wild gut vor Feiertagen, insbesondere den Weihnachtsfeiertagen, verkaufen läßt. Im übrigen Jahr ist die Nachfrage sehr gering. TROTZDEM wird zwei Drittel allen Wildbrets, das in Deutschland über die Ladentheke geht, importiert. Alles Wild läßt sich natürlich nicht mit Wildschweinen gleichsetzen. Andere Arten sind beliebter. Die Jäger haben beim Verkauf drei Probleme, von denen nur eines auch auf andere Wildarten zutrifft:

    1. Afrikanische Schweinepest. Ein aktuëlles Thema, wegen dem ich dieses Beispiel gewählt habe. Die afrikanische Schweinepest ist für den Menschen völlig ungefährlich. Sie ist nur ein durch die Medien unnötig hochgekochtes Thema.

    2. Radioaktivität aus der Tschernobyl-Katastrophe. Zu dem Thema wird manchmal gefragt, ob das immernoch aktuëll sei. Die Tschernobyl-Katastrophe ist erst wenige Jahrzehnte her, daher hat das Problem gerade mal BEGONNEN. Das wird noch für Jahrtausende ein Dauerthema bleiben. Wildschweine nehmen Radioaktivität durch das Fressen von Pilzen auf. Nach Tschernobyl wurden die Grenzwerte drastisch erhöht. Nach der Fukushima-Katastrophe wurden die Grenzwerte nochmal drastisch erhöht. Auf Radioaktivität untersuchtes Wildschweinfleisch erreicht das Zehnfache und mehr des Grenzwertes für Radioaktivität. Allerdings wird der größte Teil nicht untersucht, weil es kaum jemanden interessiert.

    3. Eigentlich ist ein Jäger kein Metzger, aber auch Wild läßt sich nur noch verkaufen, wenn es bereits ausgenommen und in Teile geschnitten ist. Hier könnten sicherlich spezialisierte Betriebe zur Weiterverarbeitung Abhilfe schaffen.

    Der zweite Grund ist allerdings schon ein großes Problem. Die Untersuchung auf Radioaktivität ist freiwillig und wird deshalb nicht gemacht, weil die Jäger schon ein zu hohes Ergebnis erwarten. Wenn die Untersuchung wirklich zu viel Radioaktivität ergibt, dann muß der Jäger das Wildschwein teuer als radioaktiven Sondermüll entsorgen. Also macht man schon die Untersuchung nach Möglichkeit erst garnicht. Unter den Verbrauchern gibt es jene, denen das dann auch egal ist, und solche, die dann davon ausgehen, daß man besser kein Wildschweinfleisch kauft. Man könnte sicherlich mehr Wildschweinfleisch an jene Verbraucher verkaufen, denen das egal ist. Weil der Jäger sowieso Wildschweine schießen muß und sie nicht teuer entsorgen will und sie auch nicht alle selbst verbrauchen kann, lohnt sich sogar ein noch niedrigerer Preis, vielleicht sogar die Wildschweine zu verschenken. Radioaktivität ist ungleich verteilt und hauptsächlich gelangt sie über Cäsium in die Umwelt. Dagegen ließe sich sicherlich etwas unternehmen. Vielleicht eine Art der Nachbehandlung, die von Verbrauchern akzeptiert würden, die schließlich auch nicht viel gegen Chlorhühnchen einzuwenden gehabt hätten. Das Wildschwein sollte außerdem als bessere Alternative zum Hausschwein vermarktet werden und nicht einfach als eine von einigen Arten Wildbret. Letzteres zu importieren ist nämlich auch nicht unbedingt falsch, weil sich anderswo andere Arten auf ähnliche Weise vermehrt haben. So hat man zum Beispiel das Muntjak (chinesischer Zwerghirsch) in England eingeführt, nur um es dort zu jagen und seitdem vermehrt es sich dort explosionsartig. Also sollte man es auch bejagen und innerhalb der EU exportieren.
    らんま

  21. Entschuldigung aber die anderen Komments waren zu…
    Die HLKO sagt das ein Grundgesetz ein Besatzergesetz ist gegeben von der Siegermacht/mächten

    ! Verfassung ?
    Quelle History Live TV Sender Phönix Montag 00:39 Uhr 30.09.2013 Guido Knopp (Moderator)
    Zitat: …das das Grundgesetz eine gute Verfassung gewesen wäre. /…das wir eine neue
    Verfassung brauchen, es wurde nicht gemacht. Die Ossis sollten nur beitreten.
    Zitat Ende

    Udo di Fabio (ehem.Verfassungsrichter)
    Zitat: Das Volk wollte keine Verfassung. Zitat Ende

    TWITTER.COM Gregor Gysi @ GregorGysi
    9 Nov 2013
    Leider gab es später keine Vereinigung, sondern nur einen Beitritt.
    Neue Probleme sind entstanden. Es gibt neues, aber nicht weniger zu tun.

    Antwort des Herrn Dr. Gregor Gysi auf einer Reichsdeutschenveranstaltung zur Frage der
    Verfassung der BRD:
    Zitat:
    Ja das stimmt, ich muss mich da korrigieren das Grundgesetz ist keine Verfassung
    .Zitat Ende

    Gregor Gysi im Gespräch mit Gerhard Schröder / Deutschlandradio 04.08.2013 Auszug :
    Zitat:
    …dass ja das Besatzungsstatut immer noch gilt.
    Wäre es nicht doch an der Zeit, dasswir mal als
    Land souverän werden und die Besatzung beendet wird ?
    Wir brauchen kein Besatzungsstatut mehr
    , Deutschland muss das beenden.
    Zitat Ende

    Noch Fragen ?

  22. Das Thema stößt auf erstaunlich wenig Interesse. Daher nochmal ein paar Punkte, um zum weiteren Nachdenken anzuregen:

    Radioaktivität ist natürlich schon ein Problem, besonders in Lebensmitteln, das man nicht einfach dadurch löst, daß man die belastete Ware an jene verkauft, denen das Problem egal ist. Eine Möglichkeit wäre die radioaktiv belasteten Wildschweine zu Tiermehl zu verarbeiten, das man dann nachbehandelt, um die radioaktiven Bestandteile zu entfernen. Schließlich kann es als Futter in den Fisch-Farmen eingesetzt werden, wo zur Zeit mit Fischmehl gefüttert wird, für das die Ozeane leergefischt werden. Durch die Praxis Zuchtfische mit wilden Fischen zu füttern wird der Fischbestand gedrittelt. Außerdem gehen Seuchen von im Meer plazierten Zuchtbecken aus, insbesondere die vor der Küste Chiles sind dafür bekannt.

    Als Autohersteller hat man zur Zeit das Problem, daß Politiker nun meinen, sie könnten die Naturgesetze diktieren. Daher kann ein Autohersteller zur Zeit eigentlich nicht sinnvoll Autos herstellen, sondern nur in Forschung und Entwicklung investieren. Wenn man die Wahl hat, dann sollte man zur Zeit keine Autos herstellen bis sich eine Technologie durchgesetzt hat.

    Zur Zeit wird sogar Stahl aus China nach Deutschland importiert, obwohl Deutschland eine große Tradition in der Stahlherstellung hat. Alleine der Transport von China nach Deutschland erhöht den Energieverbrauch um dreißig Prozent. Offensichtlich lohnt sich das trotzdem. Wenn sich das lohnt, dann sollte man das auch nutzen dürfen. Aber man sollte sich hier die Frage stellen: Warum lohnt sich das?
    らんま

  23. Unser heutiges Wirtschaftssystem kann nur noch deshalb existieren, sich durch Zins weiter zu verschulden, weil unser Kapitalbedarf nur durch auf Zins basierendes Geld gestillt werden kann!
    Die von Ihnen beschriebenen Zustände sind direkte Folgen dieses Finanz- und Wirtschaftssystem. Das kann man auch als eine Art Krebsgeschwür bezeichnen. Die finanzpolitischen Massnahmen laufen ins Leere, da QE ein totaler Mißerfolg ist und nur eine Lebenserhaltungsfunktion für die Regierungen hat. Wird QE beendet, müssen Schulden der Regierungen auf den Märkten angeboten werden und die Zinsen werden zwangsläufig steigen und das bedeutet ……. .
    Es gibt meiner Meinung nach nur eine Lösung: Schulden streichen! und eine Restrukturierung des Finanzsystems anzustreben, was aber gleichzeitig mit gesellschaftlichen Verwerfungen einhergeht was man auch als Crash und Burn bezeichnen kann. Worst Case wäre das Mad Max Szenario bis hin zur Auslöschung unserer Zivilisation. Die positive Variante wäre, dass die Menschheit im Crash und Burn zur Besinnung käme und die Weichen für ein goldenes Zeitalter stellen würde, was aber meiner Meinung nach eher Wunschdenken ist.

  24. Warum lohnt sich das?
    Weil es billiger ist oder ein anderer „Deal“ damit verknüpft.

    Wieso kann aber etwas:
    -Energie-
    – Zeit-
    -Ressourcenintensiveres
    billiger sein?

    Durch unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe (Preise), welche durch Geldbeträge/-relationen festgelegt werden.

    Hat das aber etwas mit Zins- oder Zinseszins zu tun?
    Nein – das Problem der Bewertung(Preisgestaltung) besteht nämlich auch dann, wenn man ein Geldsystem ganz ohne Zins hätte! (Zins usw. treibt allerdings zusätzlich die Produktionsmenge/Konsum und Ressourcenmißbrauch an).

    Wo liegt also die Bewertungshoheit, aus der solche eine für alles Wesen der Erde (der ganze Planet wird ja geplündert, durch die „Damen und Herren“) zerstörerisches Wirtschaften erfolgt?

    Da kann ich nur spekulieren (Ratingagenturen bilden das auch nur bedingt ab) – und das finde ich immer unbefriedigend. Daher stelle ich einmal die Frage umgekehrt:
    Wem kommt gegenwärtig keine Bewertungshoheit zu?
    – dem Arbeiter
    – dem mittelständische Betrieb
    – der Gemeinde, dem Bundesland
    – dem Volk
    – der Regierung / Staat (wobei Staat ja eigentlich = Volk sein sollte 😉

    Und wer sollte Ihrer Meinung nach an der Bewertungshoheit Anteil haben? – vielleicht das Volk ???!!!
    Kann es also eine Volkswirtschaft geben – trotz internationaler Vernetzung (Globalisierung)?
    Oder gibt es nur noch anonyme „Märkte“ (das System ist eigendynamisch, ohne menschliche Steuerung), verdeckte „Globalisten“ und wir werden systembedingt gegen die Wand gefahren (Zerstörung nimmt zu bis zum Kipp-Punkt = Reset, wie Tom erwähnt…)?
    Aber können „Märkte“ oder die „Globalisierung“ wirklich ohne Menschen handeln? Sind es nicht letztendlich doch wir Menschen?!!

    Die Dinge laufen aus dem Ruder – schon lange – wie kommen wir also (wieder?) zu einer Selbstermächtigung?
    Der Einzelne, der sich mit anderen zusammen tut – die Gemeinschaft!!! – vernetzende Gemeinschaft – ja, und dann sind wir wieder beim Volk als größte sich selbst organisierende Gemeinschaft…

    Das bestehende System ist eine Uhr in der alle Zahnräder so gestaltet und im funktionalen Zusammenhang stehen, daß man nicht irgendeines – z.B. das Finanzsystem, oder das Gesundheitssystem, oder das Steuersystem, oder das Bildungssystem usw. – herausnehmen kann, umbaut und wieder einsetzt. Das würde die ganze Uhr zum Stillstand bringen.

    Also gibt es wirklich nur den Reset ???
    Wie macht es denn die Natur? – Kein Problem: bevor ein Baum (oder Ökosystem) marode wird, hat sie schon längst eine komplett neue Einheit am Start!
    Auf die Uhr (Organisationssystem) übertragen:

    wir müssen und können die Uhr nicht umbauen – aber wir können parallel dazu eine Neue bauen!
    Das Problem ist nur:
    – daß die meisten Menschen gar nicht auf diesen Gedanken kommen (Sie beschäftigen sich mit „Zahnradwechsel“)
    – von denen, die diesen Gedanken zulassen, wollen oder können die meisten dann aber wiederrum keinen Mut dafür aufbringen (sondern nur hypothetische Zweifel und Verneinungsgründe per Kopf ins Feld führen)
    – diejenigen, die dann doch bereit sind, an der Neugestaltung teilzunehmen, werden jedoch ab einer bestimmten Mächtigkeit als Konkurrenz von „Alt-Uhr“ erkannt, denunziert, kriminalisiert und eingesperrt …

    Die Alt-Uhr kämpft als System um ihr Überleben (nachvollziehbar). Solange die Menschen Systemlinge sind und nicht selbstermächtigt, stellen sie das System über sich (=Sklavenbewußtsein) und nicht der Mensch ist die Grundlage. Folge: Unmenschlichkeit. Dabei wäre es überhaupt kein Problem noch in der Alt-Uhr zu wohnen, aber gleichzeitig schon an der Neu-Uhr zu arbeiten … statt dessen wird das eigentlich Rettende, dasjenige in dem eine friedvolle Transformation liegt, durch Altsystemabhängige zum Feind erklärt womit sie eine rettende Option vernichten …

    Was bleibt?
    Entscheide jeder für sich. Ich freue mich allerdings daran, jeden Tag an dieser neuen Uhr mitentwickeln zu können und ich weiß auch, wenn dies immer mehr und mehr Menschen tun würden, dann …
    Irgendwie auch egal (was die anderen machen – für mich ausschlaggebend: ich habe gehandelt!) – jeder ist für seine eigene Entscheidung verantwortlich …

  25. „Die finanzpolitischen Massnahmen laufen ins Leere, da QE ein totaler Mißerfolg ist und nur eine Lebenserhaltungsfunktion für die Regierungen hat. Wird QE beendet, müssen Schulden der Regierungen auf den Märkten angeboten werden und die Zinsen werden zwangsläufig steigen und das bedeutet ……. .“

    Ja, was bedeutet das?

    „Es gibt meiner Meinung nach nur eine Lösung: Schulden streichen!“

    Das wird nicht passieren. Das ist durch die Griechenlandkrise bewiesen und zwar seit spätestens 2014. Auch im Imperium Romanum wurden Schulden nie gestrichen. Daran ging es, laut David Graeber, letztendlich zugrunde.

    „Die positive Variante wäre, dass die Menschheit im Crash und Burn zur Besinnung käme und die Weichen für ein goldenes Zeitalter stellen würde, was aber meiner Meinung nach eher Wunschdenken ist.“

    Natürlich ist das Wunschdenken. Die Menschen sind dazu verdammt, die Geschichte in alle Ewigkeit zu wiederholen. Weil wir in der Hölle leben, darum sehnen wir uns nach dem Himmelreich. Aber das werden wir nicht auf der Erde bekommen.
    らんま

  26. „Wieso kann aber etwas:
    -Energie-
    – Zeit-
    -Ressourcenintensiveres
    billiger sein?“

    Die gleiche Frage, nur allgemeiner formuliert. So wollte ich diese auch verstanden wissen.

    „Durch unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe (Preise), welche durch Geldbeträge/-relationen festgelegt werden.“

    Das ist allerdings ein tautologischer Zirkelschluß. Also eine Sache durch diese Sache selbst erklärt. Es muß logischerweise Einflüsse von außen geben, welche die Preise bei uns verteuern ODER anderswo vergünstigen. Weil kaum irgendwo ein möglicher Mechanismus für Letzteres existiert, deshalb muß es an Ersterem liegen. Das ist für Bureaukraten leicht umsetzbar.

    „Nein – das Problem der Bewertung(Preisgestaltung) besteht nämlich auch dann, wenn man ein Geldsystem ganz ohne Zins hätte!“

    Wer sich da so sicher ist, dürfte jedoch über die Ursache nicht so sehr spekulieren müssen.

    „Wem kommt gegenwärtig keine Bewertungshoheit zu?
    – dem Arbeiter
    – dem mittelständische Betrieb
    – der Gemeinde, dem Bundesland
    – dem Volk
    – der Regierung / Staat (wobei Staat ja eigentlich = Volk sein sollte 😉“

    Der Arbeiter steht hier wohl für Haushalte oder Verbraucher, die sonst hier fehlen würden. Der Verbraucher hat ziemlich wenig Einfluß auf die Kosten, er muß sich anstrengen, um wenigstens seine Lebenshaltungskosten zu decken. Daher wohl wird er hier als Arbeiter gelistet. Der mittelständische Betrieb kann nur für die Unternehmen stehen. Diese müssen sich gleichermaßen bemühen und zwar, um ihre Kosten zu decken. Können sie weder die Kosten niedrig halten noch höhere Preise durchsetzen, dann haben sie, anders als der Verbraucher, wenigstens noch die Option aufzugeben und fortan keine Unternehmen mehr zu sein. Für das Mißverhältnis in den Preisen können also weder Haushalte noch Unternehmen verantwortlich sein. Das Volk, das schließlich nur eine Verallgemeinerung dieser Sektoren ist, kann es folglich auch nicht sein. Bleiben nur die Regierungen, egal ob auf Bundes-, Landes- oder Gemeindeebene. Auf allen Ebenen sind die ReGIERungen wirklich sehr kreativ beim erfinden und einkassieren von Tributen. Auf der Ebene der Gemeinde sind die zumeist noch sinnvoll, weil man sich da um die Infrastruktur wie Wasserversorgung und Abwasserentsorgung kümmert. Auf den darüberliegenden Ebenen gibt es praktisch nur Raub. Je mehr geraubt wird, desto schwieriger wird es sowohl für die Unternehmen ihre Kosten zu decken als auch für die Verbraucher ihre Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Also ist eigentlich völlig klar, wer die Preise treibt. Zinsen sind eine Form des Raubes oder Tributes.

    „Die Dinge laufen aus dem Ruder – schon lange – wie kommen wir also (wieder?) zu einer Selbstermächtigung?
    Der Einzelne, der sich mit anderen zusammen tut – die Gemeinschaft!!! – vernetzende Gemeinschaft – ja, und dann sind wir wieder beim Volk als größte sich selbst organisierende Gemeinschaft…“

    Siehe dazu: https://schauungen.de/forum/index.php?id=36910

    „Was bleibt?
    Entscheide jeder für sich. Ich freue mich allerdings daran, jeden Tag an dieser neuen Uhr mitentwickeln zu können und ich weiß auch, wenn dies immer mehr und mehr Menschen tun würden, dann …“

    Werden sie nicht. Wir können froh sein, daß wir in einer Zeit leben, in der die meisten von uns noch die Selbstzerstörung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems miterleben werden, weil das in wenigen Jahren durchgezogen sein wird und zum Ende eines Zykluses die Hoffnung am größten ist.
    らんま

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