Die verkannte Freiheit – oder warum viele Menschen Unfreiheit hinnehmen

 „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“
(G.W.F. Hegel: Philosophie der Geschichte)

Es scheint ein soziologisches Gesetz zu sein: Je mehr von einer Sache geredet wird, desto weniger wird sie verstanden. Alle wollen Freiheit, diskutieren über sie und fordern ihre Verwirklichung oder meinen, sie schon zu besitzen. Die westliche Demokratie beansprucht, die Freiheit der in ihr lebenden Menschen realisiert zu haben. Sie propagiert Freiheit als die freie Wahl von Vertretern, welche die Gesetze machen und die Regierungsgeschäfte besorgen. Viele glauben das, zumal es ihnen ständig versichert wird, und nehmen die vielen Gesetze, die sie in Wahrheit bevormunden, gedankenlos hin und sind froh, dass sich der Staat um alles kümmert, sie umsorgt und versorgt. Er weiß schon, was das Beste für sie ist, und es geht ihnen doch ganz gut. Man hat ja auch seine Freizeit, in der man machen kann, was man will.

Aber was ist eigentlich Freiheit? Ist sie einfach die ungehinderte Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten? Sicher auch, doch das ist nur die äußere Entfaltungsbedingung für die eigentliche Freiheit, die wir im Inneren des Menschen selbst aufsuchen müssen. Wird die Freiheit im Inneren nicht erlebt, wird sie auch im Äußeren nicht vermisst und gesucht.

Was liegt dem Freiheitsanspruch zugrunde?

Freiheit wird zutreffend auch als Fähigkeit der Selbstbestimmung bezeichnet. Der Mensch will sich selbst bestimmen und nicht von anderen bestimmt werden. Das setzt aber voraus, dass jeder Mensch potenziell die Fähigkeit hat, die Wahrheit im eigenen Denken selbst erkennen und danach handeln zu können, ohne auf eine Autorität angewiesen zu sein, die sagt, wie es ist und wie es am besten sein soll. Darin sind die Freiheit und auch die Gleichheit der Menschen begründet. Das macht ihre Würde aus. Jeder Anspruch eines der Gleichen, den anderen ihr Denken und Handeln inhaltlich vorzuschreiben, ist die hohle Anmaßung, ihnen nicht gleich zu sein, sondern höher zu stehen. Es ist daher ein Rätsel, wie man die Demokratie, in der man seine Vormünder lediglich wählen darf, als Realisierung der Freiheit bezeichnen kann.

Ein Kind kann sich und sein Leben noch nicht selbst bestimmen, weil seine Seelenkräfte des Denkens, Fühlens und Wollens in ihrer Entwicklung noch nicht ausgereift sind, um eigenständig zu sicheren Erkenntnissen kommen und selbstverantwortlich handeln zu können. Es erlebt sich daher noch nicht als eine unabhängige Individualität, sondern als unselbständigen Teil der Familie. Es muss erst unter Anleitung von Erwachsenen, die diese Selbständigkeit bereits erreicht haben, die dazu notwendigen vollen Jahre absolviert haben, also voll-jährig und damit mündig, d. h. fähig geworden sein, mit eigenem Mund zu sprechen.

Auch die Menschheit insgesamt hat in ihrer Entwicklung vergleichsweise eine solche Kindheitsphase durchgemacht. In den orientalischen Hochkulturen der Jahrtausende v. Chr. erlebte sich der einzelne Mensch noch als ein unselbständiges Glied der Gemeinschaft des Stammes oder Volkes, die vom Herrscher repräsentiert und angeführt wurde. Das von diesem gelenkte soziale Ganze umhüllte und versorgte kulturell, wirtschaftlich und als staatliche Ordnung den Einzelnen, der dem gleichsam übermenschlichen Herrscher und seinen ebenfalls als höher stehend empfundenen „Beamten“ dafür Dankbarkeit und selbstverständlichen Gehorsam entgegenbrachte. Es war das Verhältnis einer in überlegener Erkenntnis gegründeten Autorität, einer väterlich herrschenden Führungsschicht zu einem kindhaft unmündigen Volk von Untertanen (vgl. Der Staat als Instrument).

Aus dieser Unmündigkeit hat sich die Menschheit allmählich heraus- und zur eigenständigen Erkenntnismöglichkeit jedes Menschen hin entwickelt, in der sich sein Selbstbewusstsein gründet. Es stützt sich darauf, die Weltinhalte nicht von außen passiv zu empfangen, sondern im eigenen Denken selbst erkennen und beurteilen zu können. Das Handeln muss aus eigener Erkenntnis hervorgehen, wenn es frei sein soll. Mir muss klar sein, wie sinnvoll sich mein Handeln in einen bestimmten Lebenszusammenhang hineinstellt. Und ich muss wissen, aus welchen Gründen und zu welchem Ziel ich etwas tun will. Sonst tappe ich mit meinem Handeln völlig im Dunkeln und werde aus dem eigenen Inneren oder aus der Außenwelt zu etwas gedrängt, das ich gar nicht selbst bestimme und will. Es greift also zu kurz zu meinen, Freiheit sei die Möglichkeit, tun und lassen zu können, was man will. Ich muss eine klare Erkenntnis in das haben, was ich will, sonst weiß ich gar nicht, was ich in Wirklichkeit tue. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten des Handelns: Entweder handle ich aus eigener voller Erkenntnis selbst, oder ich werde, mir nicht voll bewusst, für fremdes Wollen von innen oder von außen instrumentalisiert.

Antriebe und Motive des Handelns

Die Willenshandlung des Menschen wird einerseits aus den Tiefen seiner Organisation beeinflusst, andererseits dringen von außen Einflüsse auf ihn ein, die seinen Handlungswillen bestimmen. In beiden Bereichen ist er Einflüssen ausgesetzt, die ihn unfrei machen. Diese müssen wir daher genauer ins Auge fassen. Von allen Philosophen hat dies m. E. Rudolf Steiner am klarsten herausgearbeitet (in: „Die Philosophie der Freiheit“, Suttgart 1955). Für eine Handlung kommt in Betracht, was an Motiven ins Bewusstsein tritt und was als Triebfedern aus der menschlichen Organisation wirkt. Zu Motiven werden augenblickliche Gedankeninhalte, Triebfedern sind in der dauerhaften individuellen Beschaffenheit, in seinen charakterologischen Anlagen begründet.

Die sozusagen unterste Stufe der Triebfedern sind die sinnlichen Triebe und Begierden selbst, die sich wie der Hunger oder der Geschlechtstrieb unmittelbar in Wollen umsetzen.
Eine zweite Stufe bilden die Gefühle, die durch Begabung und Erziehung charakterologische Anlage geworden sind. Durch Wahrnehmungen der Außenwelt werden sie angeregt und können so unmittelbar zu Triebfedern des Handelns werden: Mitgefühl, Schamgefühl, Stolz, Ehrgefühl, Reue, Rache, Treue, Dankbarkeit, Pflichtgefühl usw.
In der dritten Stufe werden von bestimmten Wahrnehmungen unmittelbar Vorstellungen ausgelöst, wie man selbst in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen schon gehandelt hat. („Das haben wir schon immer so gemacht.“) Sie sind bestimmende Muster unseres Handelns und so Teil der charakterologischen Anlage geworden.

Motive des Handelns können nur Vorstellungen und Begriffe sein, die aktuell gefasst werden. Zunächst sind es Vorstellungen, die das eigene oder ein fremdes Wohl zum Ziel haben. Zugrunde liegt ihnen der Egoismus des eigenen Glücks, das man entweder direkt in rücksichtsloser Weise auch auf Kosten des Glückes anderer anstrebt, oder indirekt durch Förderung des Glückes anderer, weil man sich davon einen günstigen Einfluss auf das eigene Glück verspricht.
Ein weiteres Motiv ist rein begrifflicher Natur und wird aus einem System sittlicher Prinzipien entnommen. Sie können in Form abstrakter Begriffe das sittliche Leben regeln, ohne dass sich der Einzelne um deren Ursprung kümmert. „Wir empfinden dann einfach die Unterwerfung unter den sittlichen Begriff, der als Gebot über unserem Handeln schwebt, als sittliche Notwendigkeit.“  (S. 160) Sie geht von Autoritäten aus, die wir anzuerkennen gewohnt sind: Familienoberhaupt, Staat, Sitte, Kirche oder göttliche Offenbarung.
Einen sittlichen Fortschritt bedeutet es, wenn der Mensch ein sittliches Prinzip deshalb zu seinem Handlungsmotiv macht, weil er den Grund dafür in einem Bedürfnis des sittlichen Lebens erkennt, seine Berechtigung oder Notwendigkeit also einsieht. Solche Bedürfnisse sind das größtmögliche Wohl der Menschheit und der allgemeine Kulturfortschritt oder die sittliche Entwicklung der Menschen zu immer größerer Vollkommenheit. Er bildet sich individuell Vorstellungen, wie diese aussehen müssten und was er durch sein Handeln dazu beitragen kann.

Die geschilderten Triebfedern lassen keine freie Handlung entstehen, sondern nur solche, die der Mensch auf einen äußeren Anstoß aus innerem Zwang gleichsam automatenhaft vollzieht. Und die angeführten Motive sind allgemein festgelegte Prinzipien, die nur zu schablonenmäßigen, aber ebenfalls nicht zu individuell freien Handlungen führen. Freie Handlungen entstehen nur, wenn weder eine innere Notwendigkeit, noch äußere normative Regeln bestimmend wirken, der Mensch im Einzelfall also nicht von einem bestimmten Sittlichkeitsziel ausgeht, sondern „allen Sittlichkeitsmaximen einen gewissen Wert beilegt, und im gegebenen Falle immer fragt, ob denn hier das eine oder das andere Moralprinzip das wichtigere ist. Es kann vorkommen, dass jemand unter gegebenen Verhältnissen die Förderung des Kulturfortschrittes, unter andern die des Gesamtwohls, im dritten Falle die Förderung des eigenen Wohles für das richtige ansieht und zum Motiv seines Handelns macht.“ (S. 162) Frei ist die Handlung, wenn einer bestimmten konkreten Situation gegenüber nicht eine vorgefertigte Handlungsschablone aus einer Schublade gezogen, sondern originär intuitiv erkannt wird, welches moralische Motiv hier angemessen ist und dem eigenen Handeln zugrunde gelegt werden soll.

Erkennen und freies Handeln

Stehen wir einer bestimmten Situation gegenüber, die uns zu einer Handlung aufruft, haben wir indessen zweierlei zu beachten. Wir müssen die Situation, wie sie ist, erkennen, damit wir völlige Klarheit haben, worum es sich handelt. Auf der Grundlage dessen müssen wir intuitiv die richtige Handlungsmaxime finden. Bei beiden handelt es sich um ganz unterschiedliche Begriffe. Die Situation finden wir aus der Vergangenheit vor, und es kommt darauf an, sie mit darauf bezogenen Erkenntnisbegriffen zu durchdringen. Wie sie durch unser Handeln werden soll, liegt in der Zukunft, und der sich darauf beziehende, dahin führende moralische oder handlungsleitende Begriff muss gesondert gefunden werden.

Den handlungsleitenden Begriff entnehmen wir nicht der Situation. Diese regt nur dazu an, ihn intuitiv zu finden. Eine Situation oder ein Objekt hat kein Etikett mit einer Anweisung umhängen, wie ich zu handeln habe. Dann wäre das Handeln nur die automatische Folge einer Erkenntnis und die Freiheit ausgeschlossen. Wenn ich auf dem Standpunkt eines bestimmten Moralprinzips stehe, ist das in gewisser Weise der Fall. Dann löst eine bestimmte Situation sofort das gespeicherte Moralprinzip aus, und ich setze mich entsprechend in Bewegung. In der Politik wird ein solcher zwingender Zusammenhang gern suggeriert, wenn bestimmte Maßnahmen als alternativlos bezeichnet werden.

Unser Handeln ist nur dann frei zu nennen, wenn allein die Einsicht in eine klar im Bewusstsein stehende, von uns selbst produzierte moralische Idee das Bestimmende ist. Mit ihr liegen die Antriebe unseres Handelns nur in uns selbst. Unser Tun fließt allein aus der in uns zur freien Verfügung stehenden Idee. Ich handle nicht, weil ich einen Herrn über mir anerkenne, nicht ein göttliches Gebot, das allgemein Übliche oder die äußere Autorität eines wie auch immer gearteten Gesetzgebers. Es wären alles nur Zwänge. Aber wenn uns nichts mehr zwingt, warum handeln wir dann noch? Aus – Liebe. Die Einsicht in eine sittliche Idee weckt in uns das Bedürfnis nach ihrer Verwirklichung, rein um ihrer selbst willen. „Ich fühle keinen Zwang, nicht den Zwang der Natur, die mich bei meinen Trieben leitet; nicht den Zwang der sittlichen Gebote“  (S. 167).Ich will einfach ausführen, was ich selbst erkannt habe.

„Wer handelt, weil er bestimmte sittliche Normen anerkennt, dessen Handlung ist das Ergebnis der in seinem Moralkodex stehenden Prinzipien. Er ist bloß der Vollstrecker. Er ist ein höherer Automat. Werfet einen Anlass zum Handeln in sein Bewusstsein, und alsbald setzt sich das Räderwerk seiner Moralprinzipien in Bewegung und läuft in gesetzmäßiger Weise ab, um eine christliche, humane, selbstlose oder eine Handlung des kulturgeschichtlichen Fortschrittes zu vollbringen. Nur wenn ich meiner Liebe zu dem Objekte folge, dann bin ich es selbst, der handelt. … Ich erkenne kein äußeres Prinzip meines Handelns an, weil ich in mir selbst den Grund des Handelns, die Liebe zur Handlung, gefunden habe.“  (S. 166). 

Man könnte einwenden, damit würde der individuellen Willkür Tür und Tor geöffnet und kein Unterschied zwischen guten und bösen Handlungen gemacht. Doch eine böse Tat geht aus dem Ausleben blinder Triebe hervor, die sich dazu des Verstandes bedienen, und ist nicht mit dem Ausleben der Individualität zu verwechseln, die sich zur intuitiven Erfassung einer sittlichen Idee erhebt. Der blinde Trieb, der zum Verbrechen treibt, steigt aus meinem Organismus auf, der sich bei allen Individuen in gleicher Weise geltend macht, aus dem sich die geistige Individualität aber gerade im Erfassen der besonderen Form einer sittlichen Idee herausarbeitet. „Die Handlung aus Freiheit schließt die sittlichen Gesetze nicht etwa aus, sondern ein; sie erweist sich nur als höher stehend gegenüber derjenigen, die nur von diesen Gesetzen diktiert ist“ (S. 169). Eine aus der freien individuellen Intuition hervorgehende Handlung dient nicht weniger dem Gesamtwohl, als diejenigen, die aus Pflicht gegenüber den allgemein geltenden Geboten und Maximen vollzogen werden. Der bloße Pflichtbegriff schließt aber die Freiheit aus und fordert Unterwerfung unter eine allgemeine Norm.

Auch allgemeine Sittengesetze sind einmal individuell von einzelnen Persönlichkeiten erfasst worden. Das Verbindende zwischen den Individualitäten besteht in derselben Ideenwelt, zu der jeder sich nach seinem Vermögen und seinem individuellen Ausgangspunkt erhebt, und in der sie sich in ideeller Übereinstimmung treffen. Sonst wäre ein Zusammenleben der Menschen gar nicht möglich. Man könnte ihnen die Verträglichkeit durch keine äußeren Gesetze einimpfen. Wenn zwei Menschen „wirklich aus der Idee schöpfen und keinen äußeren (physischen oder geistigen) Antrieben folgen, so können (sie sich) nur in dem gleichen Streben, in denselben Intentionen begegnen. Ein sittliches Missverstehen, ein Aufeinanderprallen ist bei sittlich freien Menschen ausgeschlossen. Nur der sittlich Unfreie, der dem Naturtrieb oder einem angenommenen Pflichtgebot folgt, stößt den Nebenmenschen zurück, wenn er nicht dem gleichen Instinkt und dem gleichen Gebot folgt. Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen“ (S. 170).

Ideal und Wirklichkeit

Aus den bisherigen Überlegungen ergibt sich, dass die Freiheit ein Ideal, ein Entwicklungsziel ist. Wir sind nicht entweder unfrei oder frei, sondern beides. Ja der größte Teil unserer Handlungen ist, wie wir uns eingestehen müssen, noch immer unfrei. Die zu unfreien Handlungen führenden Triebfedern und Motive sind aber selbstverständlich nicht bedeutungslos. Sie haben in der Entwicklung des Menschen ihre Berechtigung, und wir können sie auch nicht mit einem Schlage hinter uns lassen. Sie müssen sukzessive durch freie Handlungen ersetzt werden, die indessen nicht wie die unfreien Handlungen ohne unser Selbst entstehen, sondern durch Selbst-Erziehung errungen werden müssen.

Es kommt dafür darauf an, eine Gesellschaftsordnung zu bilden, die dieses tiefe Streben der Menschen nach Freiheit, nach der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit (Art. 2 GG), nicht verhindert, sondern ermöglicht und fördert. Dies schließt aus, dass die Gesellschaft oder der Staat dem Einzelnen übergeordnet sind und ihn durch Handlungsvorgaben in Form von Gesetzen fremdbestimmen. Sie bilden dadurch ein System kollektiver äußerer Unfreiheit, ein Gefängnis des Denkens und Handelns, welches das Streben des Menschen nach freiem Handeln bindet und die Entwicklung seines innersten Wesens weitgehend blockiert. Der Sinn der Gesellschaftsordnung hat sich heute vollkommen umgekehrt. Nicht mehr hat sich der Einzelne einem Ganzen dienend einzufügen, sondern die Ordnung des Ganzen hat dem einzelnen Menschen und seiner Entwicklung zur Freiheit zu dienen.

Aber gewisse Gesetze, die Recht und Ordnung herstellen, und Menschen, die befugt sind, für ihre Durchsetzung zu sorgen, muss es doch geben, wird man einwenden, sonst herrscht ja das Chaos. Natürlich, weil ja auch der Zustand der vollen inneren Freiheit aller Menschen, der eine moralische Vollkommenheit einschließt, noch lange nicht erreicht ist. Aber es dürfen keine Gesetze sein, die das Handeln der Menschen in ihren wirtschaftlichen und kulturellen Lebensfeldern inhaltlich regeln, weil sich dadurch Wenige oder die Mehrheit, die Gesetzgeber, über die Anderen stellen, eine höhere Sachkenntnis und Erkenntnisfähigkeit behaupten und deren Möglichkeit unterbinden, freies Handeln zu entwickeln. Nur Gesetze, die das Recht im engeren Sinne betreffen, d. h. die Regeln des gerechten Verhaltens festlegen (dazu siehe: Macht macht untertan), werden auch weiterhin notwendig sein.

Durch die Gesetze des Rechts wird sich ein Freier dann nicht gebunden fühlen, wenn sie der Gerechtigkeit entsprechen, zu der er in seiner individuellen Intuition auch gekommen ist. Dann handelt er frei nach dem, was er selbst erkannt hat, und das Gesetz ist für ihn überflüssig und stört ihn nicht. Nur durch Gesetzesbestimmungen oder Gerichtsurteile, die seiner eigenen Gerechtigkeits-Erkenntnis nicht entsprechen, wird er unfrei. Aber das muss er hinnehmen, solange sich alle noch in der Entwicklung zur Freiheit befinden und die Findung des Rechts von der Erkenntnisreife derjenigen abhängt, die es als Mehrheit oder gewählte Vertreter allgemein verbindlich beschließen.

Ausblick

Die Freiheit primär als Frucht eines seelisch-geistigen Entwicklungsprozess des Menschen aus inneren und äußeren Abhängigkeiten zu begreifen, ist noch nicht weit verbreitet. Das hängt mit der fehlenden Übung der Selbsterkenntnis zusammen, zu der die alten Griechen durch die Inschrift „Erkenne dich selbst“ am Tempel von Delphi noch ständig aufgefordert wurden. Die innere Freiheit ist die Voraussetzung der äußeren Freiheit. In dem Maße, wie die innere Freiheit erstrebt und erlebt wird, werden die Strukturen der Gesellschaft durchschaut, die ihr Ausleben verhindern, und es entsteht das Bedürfnis, sie durch solche zu ersetzen, welche die Freiheit schützen und fördern.

Die heutigen Funktionäre der Macht, welche die alten hierarchischen Strukturen der „Demokratie“ besetzt halten und von Freiheit reden, indem sie sie gleichzeitig ausschalten, können von der Freiheit, von der inneren wie auch von ihren äußeren Bedingungen, keine Ahnung haben. An die Stelle der Selbsterkenntnis tritt bei ihnen die Selbstbeweihräucherung. Sonst würden sie bemerken, dass sie selbst in Wirklichkeit nicht freie Menschen, sondern Getriebene sind: von Machttrieben, Herrschsucht und allgemeinen Handlungsmaximen, die aus Ideologien und Gruppenzwängen hervorgehen. Wer selbst die Freiheit nicht kennt, kann sie auch in anderen nicht achten.

Aber auch der großen Masse, die sich von ihnen beherrschen lässt, ist das innere Erleben der Freiheit weitgehend unbekannt. Die Sehnsucht danach muss größer sein als die Scheu vor der inneren Anstrengung, mit der es verbunden ist. So wird bei den meisten das Streben nach Innerer Freiheit in der medialen Beeinflussung ihres Bewusstseins, in der Ablenkung auf Brot und Spiele, Konsum und Sensation erstickt. Freiheit wird von vielen längst mit Freizeit verwechselt. Freiheit ist in gewisser Weise ein asketisches Ideal, das nicht nur Mut gegen andere, sondern vor allem gegen sein eigenes niederes Ego erfordert.

Nur wenn sich bei einer genügend großen Zahl von Menschen die Sehnsucht nach innerer Freiheit Bahn bricht und die Freiheit immer mehr als die Blüte des Menschseins erlebt wird, wachsen die nötigen voranschreitenden Vorbilder heran, denen immer mehr nachfolgen, so dass die Ketten der Despotie weniger Machtpsychopathen abgestreift werden können, die auf dem Wege sind, die Menschheit weiter in die Selbstzerstörung zu treiben.

16 Kommentare zu „Die verkannte Freiheit – oder warum viele Menschen Unfreiheit hinnehmen“

  1. Ich wurde mal gefragt, was denn der Sinn des Lebens sei.
    Meine Antwort darauf war: Es sind für mich nur zwei Dinge die dem Leben ausschließlich einen Sinn geben.

    1. Die Fähigkeit mich mit meinen Möglichkeiten in einer selbstgewählten Gemeinschaft einzubringen.
    2. Der Ort meiner Seele liegt auf einer einsamen Insel mitten in der größten Stadt.(Sinnbildlich)

    Ideale sind Wegweiser, das Leben verlangt die Fähigkeit zum Kompromiss.

    Herr hwludwig Ihre Artikel gehören für mich zum Besten was man lesen kann.

    LG
    HW

  2. Freiheit bedeutet für mich selber Verantwortung zu tragen und über mein Handeln selbst zu bestimmen zu können. Ich brauche keinen Scheinsttaat oder eine Demokratie die mir vorschreibt was ich tun oder lassen soll. Ich als Selbstverwalter will keine staatliche Willkür und Gängelungen die nur aus Gesetzen , Vorschriften und Verordnungen bestehen. solange ich keinen anderen Mitmenschen nötige , beleidige , betrüge oder ihm einen Schaden zufüge brauche ich keinen Klugscheißer von Polizisten oder sonstigen Staatsdienern. Mensch sein und Mensch bleiben hat für mich oberste Priorität . Diese Bananenrepublik Bananenrepublik der BRVD ist ein Treuhänder der angloamerikanischen ZIONISTEN und alle Einheitsbreiparteien dieser BRVD GmbH sind alle Landeshochverräter siehe http://www.Nürnberg2.0

  3. Unser wunderbarer Planet Erde bietet die größte Vielfalt und Möglichkeiten die von ihren Bewohnern nicht einmal erahnt werden.
    Im Zeitalter des Mesozoikum gab es eine brutale Zeit des fressen und gefressen werden unter den Dinosauriern. In unserem heutigen Zeitalter wurde noch nicht so viel hinzu gelernt.

    Echte Freiheit muss zunächst erst einmal vorstellbar sein. Ein Flugzeuge vor 150 Jahren käme in die Rubrik böse Hexerei, die Vorstellung der Möglichkeit einer geistig freien, aus Liebe handelnden Gesellschaft ist heute ebenfalls einfach nicht möglich – wo kommen wir denn hin, wenn jeder macht was er will.
    Habgier, Geiz, Arroganz, Neid (die Triebfedern unseres Zeitgeistes) und vieles mehr, sind Reaktionen der Angst und das Ergebnis unserer heutigen Gesellschaftsform.

    Ein Leben in Einigkeit, Empathie, Nächstenliebe, nutzbringender Innovation und Freiheit ist mit einem dahin ausgeprägten Bewusstsein für alle Menschen machbar und möglich. Nur sieht diese Welt dann völlig anders aus. Das würde hier den Rahmen sprengen.

    Herzlichen Dank für diesen wertvollen Beitrag!

  4. Hat dies auf Freiheit, Familie und Recht rebloggt und kommentierte:
    Freiheit ist ein bekanntes Wort, aber nur wenige Menschen wissen, was Freiheit bedeutet. Viele haben deshalb auch Angst davor.
    Eine wirkliche Freiheit, das was man machen kann, was man will,
    wird es nie geben. Denn das ist dann Anarchie!
    Unter Freiheit müssen wir verstehen, ohne Angst und Verfolgung
    leben zu können. Das jeder seine Rechte hat und weiß das diese
    auch geschützt werden.
    Diese Freiheit ist durchsetzbar, aber dafür müssen wir kämpfen
    müssen. Freiheit ist kostbar und wird uns nicht geschenkt werden!

  5. Hallo Sina!
    Ich sehe das genauso.
    Schuld an dieser Situation ist für mein Dafürhalten unser seit vielen Jahrhunderten gehütetes Geldsystem. In diesem System wird das Geld nicht seiner Rolle als Vermittler des Warentausches gerecht, sonder durch eine Doppelfunktion gleichzeitig auch Wertaufbewahrungsmittel.
    Dieses hat vor über einhundert Jahren ein deutscher Kaufmann sehr genau herausgearbeitet und sehr verständlich beschrieben. Sein Name: Silvio Gesell.
    Seine Schriften werden ignoriert, denn bei Verwirklichung seiner Theorie (Beispiel Wörgl) kommt die Menschheit der Freiheit sehr nahe, da die Unterdrückung durch das System GELD nicht mehr möglich ist. Also werden die Geldbeherrscher alles in ihrer Macht tun, um diese Lehren des Silvio Gesells nicht bekannt werden zu lassen. Verständlich geschrieben sind sie für jeden Leser.
    Mehr dazu auf http://www.freiwirte.de

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