Die Okkupation des Gewinnes durch das Kapital – Wem gehört der Unternehmensgewinn?

Heute gehört dem Eigentümer eines Unternehmens in kaum hinterfragter Selbstverständlichkeit auch der Gewinn, der im Unternehmen erwirtschaftet wird. Betriebswirtschaftlich gesprochen: Das Eigentum am Investitionskapital – sei es das des Unternehmers oder das der Aktionäre – , das in die Produktionsmittel, das Produktionskapital, übergeht, setzt sich geradewegs in das Gewinnkapital fort. Diese Regelung entspringt dem aus dem römischen Recht stammenden Privateigentum, das eine unbegrenzte Verfügungsmacht über die Sache und deren materielle Erträge verleiht. Das ist rechtlich sanktioniert, in der Sache bedeutet es aber eine unberechtigte Okkupation.

Es wurde schon in früheren Artikeln entwickelt, dass die egozentrische Natur des Privateigentums nur für die persönlichen Gebrauchs- und Verbrauchsgüter angemessen ist. Bei Gegenständen aber, deren Gebrauch und Wirkung über die individuelle Existenz hinausreicht und die Lebenskreise anderer Menschen betrifft, wie beim Kapital eines Wirtschaftsunternehmens, führt es zu unsozialen Machtstellungen (s. Arbeitsmarkt). Das Eigentum am Investitionskapital muss daher zu einem sozialen, treuhänderischen Verantwortungseigentum umgebildet werden, über das nur im Rahmen einer sozial verantwortlichen Führung des Unternehmens verfügt werden darf. Das Produktionskapital, Gebäude, Maschinen usw., das den Betrieb im engeren Sinne ausmacht, in dem alle Mitarbeiter tätig sind, bedarf eines gemeinschaftlichen Nutzungseigentums, das ebenfalls  nur zu dem Gebrauch berechtigt und verpflichtet, der durch den wirtschaftlichen Zweck des Betriebes vorgegeben ist (s. Kapital-Macht).

Die übliche egoistische Verwendung des Gewinnkapitals für den persönlichen Konsum und für Investitionen in andere Unternehmungen, die zumeist über Aktienkäufe erfolgen, erfordert ebenfalls, dass das zugrundeliegende Privateigentumsrecht verändert wird. Denn insbesondere dieses ermöglicht, dass wirtschaftliche Machtstellungen erworben werden, die durch ungeheure Gewinn-Akkumulationen und riesige Unternehmens-Verflechtungen zu gesellschaftlich dominierenden Machtpositionen auswachsen. Hierin hat die gesellschaftliche Herrschaft des Kapitals, die Plutokratie, ihren Ursprung, der mit der Bodenrente und dem Zinssystem noch weitere leistungslose Einkommen zufließen. (Vgl. Aktienrecht; Finanzkapitalistische Strukturen; Zinssystem; Bodenrecht) An die Stelle des Verfügungsrechtes über den Gewinn aus privatem Egoismus und Machttrieben muss also eine Rechtsform treten, die zum Einsatz des Gewinnkapitals aus gesamtgesellschaftlicher Vernunft führt.

Wem gehört der Gewinn?

Um die Frage beantworten zu können, wer berechtigterweise Anspruch auf den Gewinn erheben kann und wozu er zu verwenden ist, muss ins Auge gefasst werden, welche Voraussetzungen und Bedingungen von Menschen erfüllt werden mussten, damit im Unternehmen Gewinn zustande kommt. Damit sind nicht die anderen Mitarbeiter des Unternehmers gemeint. Ohne sie würde es zweifellos auch keinen Gewinn geben, und diese Tatsache stellt natürlich schon das Alleineigentum des Unternehmers am Gewinn in Frage. Sie aber zu Mit-Verfügungsberechtigten zu machen, würde nicht aus  dem egozentrischen Privateigentum herausführen. Wir müssen den Blick über das engere Wirtschaftsleben hinaus auf gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge richten.

Gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge

Die einen Betrieb aufbauenden, gestaltenden und leitenden Fähigkeiten des Unternehmers und die fachlichen Fertigkeiten der anderen Betriebsangehörigen sind nicht vom Himmel gefallen. Sie verdanken ihre Entwicklung und Förderung nicht zuletzt den allgemeinbildenden Schulen, den Berufs-, Fach- und Hochschulen, die sie durchlaufen haben. Die Anlagen, Maschinen usw. des Produktionskapitals, die der Ersparnis, Unterstützung und Erleichterung der menschlichen Arbeit dienen und zum Gewinn in seinem Ausmaß führen, stammen aus der schöpferischen Intelligenz ihrer Konstrukteure und Hersteller, welche selbst wiederum durch das Bildungssystem gegangen sind. Es ist also der menschliche Geist, wie er sich aus dem Geistesleben entfaltet und tätig wird, der den Gewinn erzeugt. Das Kapital ist sozusagen die Manifestation des menschlichen Geistes im Wirtschaftsleben. Die Wirtschaft lebt von dem, was ihr an ständigen Entwicklungs- und Innovationskräften aus dem Kultur- oder Geistesleben zufließt. Große Teile des Gewinnes müssen daher umgekehrt dem Geistesleben zukommen. (1)

Daran wird deutlich, dass Prozesse im gesellschaftlichen Teilbereich des Wirtschaftslebens nicht isoliert, sondern in ihrem inneren Zusammenhang mit dem Teilbereich des Kultur- oder Geisteslebens betrachtet werden müssen, von denen sie getragen werden und ohne die sie nicht bestehen und sich weiterentwickeln könnten. Umgekehrt bedarf das Geistesleben der materiellen Unterstützung des Wirtschaftslebens, um überhaupt tätig werden zu können. Die Schulen und Hochschulen stellen keine Waren her, die ihnen Geld einbringen, und ihre Finanzierung durch individuelles Bezahlen ihrer Dienstleistungen ist nur in sehr begrenztem Maße möglich. Das Geistesleben ist auf Geld, das ihm ohne materiellen Gegenwert übertragen wird, also auf Schenkungsgeld angewiesen. Es muss seinerseits materiell vom Wirtschaftsleben, das die materiellen Werte erzeugt, getragen werden.

Dies geschieht heute über den Staat, der das Schulsystem durch Steuern finanziert, die aber nichts anderes als Zwangsschenkungen sind, welche der Wirtschaft und den arbeitenden Menschen abgenommen werden. Das ist die Folge davon, dass der Staat, das Rechtssystem der Gesellschaft, das Schul- und Bildungswesen und damit den Kernbereich des Geisteslebens in sich aufgesogen hat und nach seinen Vorstellungen und für seine Zwecke gestaltet und inhaltlich bestimmt. Damit ist aber das Bildungswesen seiner eigenständigen freien Entfaltung weitgehend beraubt und in eine formende Struktur gebracht, die es auf die Erhaltung des bestehenden Staatslebens festlegt und so seine schöpferischen Kräfte zur Erstarrung bringt. Damit verliert das Geistesleben seine innovative, sowohl das Wirtschafts- wie das Rechtsleben in die Zukunft weiterentwickelnde Kraft. Das Rechtsleben überschreitet dadurch seine Kompetenzen, die in der allgemeinen gerechten Regelung des Zusammenlebens, also in der Sicherung des äußeren und inneren Friedens bestehen.

Diese Zusammenhänge zeigen, dass die drei Glieder der menschlichen Gesellschaft: das Geistes-, Wirtschafts- und Rechtsleben, die eine je eigene Funktion haben, nur in ihrem harmonischen Zusammenwirken das Ganze einer gesunden Gesellschaft, eines sozialen Organismus hervorbringen. Dabei muss bei allem wechselseitigen Durchdringen die Eigenständigkeit jeder Funktion gewahrt bleiben, damit sie nebeneinander- und zusammenwirken können. Wird die eine Funktion von einer anderen überwältigt und von außen bestimmt, geht ihr gleichgewichtiger Beitrag zum harmonischen Ganzen verloren. Und es kommt – wie im menschlichen Organismus auch – zur Überfunktion eines Teilbereichs, die zu Krankeitsprozessen bis zum Zusammenbruch des ganzen Organismus führt. Das kann und muss dadurch verhindert werden, dass das Geistes-, Wirtschafts- und Rechtsleben strukturell eine relative Selbständigkeit mit einer je eigenen Verwaltung erhalten. Der chaotisch alles vermischende Einheitsstaat muss entsprechend entflochten werden, so dass sich die drei Funktionsbereiche, ungehindert durch ein diktatorisches Zentrum, ihrem eigenen Wesen nach frei entfalten, gegenseitig tragen und damit die Harmonie des Ganzen bewirken können. (2)

Die Verwaltung und Verteilung des Gewinns    

Der Gewinn darf daher nicht mehr automatisch in das Eigentum des Unternehmers übergehen, sondern von Beginn an vorläufiges treuhänderisches Eigentum einer sachverständigen Institution werden, welche seine Verwaltung und Verteilung a) an Unternehmen des Wirtschaftslebens für deren notwendige Investitionen und b) an Einrichtungen des Geisteslebens für deren Unterhalt und Entwicklung vornimmt. Ist dieser Grundgedanke erfasst, kann es dafür verschiedene Realisierungsmöglichkeiten geben. Der Freiburger Volkswirtschaftler Folkert Wilken, der sie eine Kapitalverwaltungsinstitution nennt, ordnet ihr zutreffend kein Verwendungsrecht im eigenen Interesse, sondern nur das Recht zu, das Eigentum am Gewinnkapital an die Berechtigten zu deren eigener Verwendung zu übertragen. Dazu müssen natürlich sachkundige Beurteilungskompetenzen vorhanden sein.

Eine solche Körperschaft muss so zusammengesetzt sein, dass sich in ihr die Vertreter der sozialen und ökonomischen Vernunft mit den Interessenten der Kapitalverwendung auseinandersetzen.“  In ihr „wird es also ein objektives Zentrum geben, das aus Sachverständigen gebildet sein wird, die jenseits aller persönlichen ökonomischen Interessen das zu vertreten imstande sind, was die ökonomische und soziale Vernunft gebietet. Dass so etwas möglich ist, zeigt sich heutzutage in den wissenschaftlichen Beiräten der Ministerien, welche die staatliche Wirtschaftspolitik sachverständig beraten. (3)

Da der Gewinn eines Unternehmens erst durch die dortige Arbeit in Erscheinung treten konnte, in gewisser Weise also zu ihm gehört, muss der Unternehmensleitung auch das Recht eingeräumt werden, über die Verwendung dieses Kapitals mitzuentscheiden, was durch ihre Mitgliedschaft in der Kapitalverwaltungsinstitution geschieht. „Ein Unternehmer also, der z. B. eine volkswirtschaftlich notwendige Betriebserweiterung anstrebt, wird (…) zu erreichen suchen, dass ihm das in seiner Unternehmung gebildete Kapital ganz oder teilweise zur Finanzierung seiner Neuinvestition delegiert wird. Das ergibt im Endeffekt den Fall einer Selbstfinanzierung, die jedoch nicht dadurch ermöglicht wird, dass der Unternehmer automatisch zum Privateigentümer des in seiner Unternehmung gebildeten Neukapitals wird, sondern dadurch, dass eine gesamtwirtschaftliche soziale Entscheidung dazwischentritt, (…) in der er selber mitzuwirken berufen ist.“ (4)

Damit wird keine Planwirtschaft eingeführt. Die Freiheit des wirtschaftenden Menschen bleibt in doppelter Weise gewahrt. Einerseits werden die Institutionen der Kapitalverwaltung nicht vom Staat, sondern von den wirtschaftenden Menschen selbst frei gebildet. Andererseits geht das dem Unternehmer übertragene Kapital in sein Verantwortungseigentum über, das ihm in seinem Rahmen die volle Verwendungsfreiheit gewährt.

Durch die Verobjektivierung der Kapitalverwaltung wird die wirtschaftliche Freiheit nur insoweit begrenzt, als die Wege versperrt werden, von der Freiheit einen egoistischen  und sozialwidrigen Gebrauch zu machen, das heißt wirtschaftliche Machtstellungen zu begründen und marktbeherrschende Wirtschaftskomplexe aufzubauen. (5)

Man kann auch sagen, dass die (…) Selbstverwaltung des Kapitals das Neukapital (den Gewinn) durch den Engpass der wirtschaftlichen Vernunft hindurchleitet, in welchem seine fernere Wirksamkeit sozial geläutert wird. Aber diese soziale Läuterung geht nun nicht vom Staate aus, sondern von einem Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft, das fähiger ist als der Staat, die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu übersehen und damit die wirtschaftliche Vernunft zu verkörpern, denn es wird in seinem Kerne aus sachkundigen Vertretern des Geisteslebens gebildet. (6)

Das letztere spricht eigentlich eher dafür, dass es sich um ein Selbstverwaltungsorgan des Geisteslebens handelt. Aber hier soll es weniger um solche Details als um das Prinzipielle gehen.

Die Übertragung von Teilen des Gewinnes unmittelbar auf die Einrichtungen des Geisteslebens schaltet die über den Staat erfolgende Finanzierung mit der damit verbundenen Einflussnahme aus.  Die sich selbst verwaltenden Institutionen nehmen ihre Finanzierung, die ihnen durch die Schenkungen der Kapitalverwaltungsinstitution ermöglicht wird, selbst in die Hand. „Das ist der einzige Weg zur Sicherung der geistigen Freiheit. Der Teil des Kapitals, der auf solche Weise dem Geistesleben zufließt, geht restlos in einer konsumtiven Verwendung auf, selbst da, wo es Investitionen vornimmt, denn solche dienen nicht der Warenproduktion.“ (7)

Die Wegrationalisierung des Menschen in der Wirtschaft

Die Gesellschaft wird in absehbarer Zeit vor ein immer stärker sichtbar werdendes Problem gestellt werden, das zu einer solchen  Betrachtungsweise herausfordern wird: eine Arbeitslosigkeit bisher nicht vorstellbaren Ausmaßes, die von der rapide anschwellenden Digitalisierung und Automatisierung hervorgerufen wird. Die Arbeitslosigkeit glaubt man in Deutschland durch eine gewisse Gewöhnung an die offiziell 3 Millionen Arbeitslosen, die Schaffung eines unsozialen Billiglohn-Sektors und die Illusion, dass wegfallende Arbeitsplätze durch neue ausgeglichen würden, einigermaßen im Griff zu haben. Aber jeder kann sich klarmachen, dass alle reproduzierbaren Arbeitsabläufe von Computern und Arbeitsmaschinen schneller und besser ausgeführt werden können als von Menschen, wenn sie nur erst für die entsprechenden Prozesse entwickelt sind. Und die Entwicklung schreitet rasant voran.

Am 27. Juli 2014 berichtete Spiegel-Online von drei wissenschaftlichen Studien in England und den USA, die für die kommenden Jahrzehnte den Verlust von mindestens der Hälfte der jetzigen Arbeitsplätze nicht nur in der Produktion, sondern insbesondere durch Digitalisierung auch in Transport, Logistik und Verwaltung voraussagen. (8)  Der Anteil der aus dem Wirtschaftsprozess ausgeschiedenen Menschen wird  in den Folgejahren sicher noch weit über die Hälfte ansteigen.

Dies wird nicht das Problem einer der üblichen Wirtschaftskrisen sein, das man aussitzen könnte, bis die Normalität wieder zurückgekehrt ist. Es ist eine gewaltige Systemkrise der industriellen Wirtschaft, die nicht in und von dieser selbst, sondern nur durch das Erfassen des gesellschaftlichen Lebens als eines Organismus gelöst werden kann (siehe auch: Arbeitslosigkeit). Die Verlockungen für die Unternehmer, bei der egozentrischen Profitmaximierung des bisherigen Kapitalismus zu bleiben, sind groß. Denn die Wegrationalisierung der Menschen reduziert gewaltig die Personalkosten, von denen die Investitionskosten für die Maschinen nur einen Bruchteil ausmachen, so dass die Gewinne ungeheuer steigen. Aber sie werden sich klarmachen müssen, dass Maschinen keine Produkte kaufen, und Arbeitslose nur wenig oder gar kein Geld dafür haben. Der Egoismus führt also in seiner inneren Konsequenz zur Selbstzerstörung.

Die Freisetzung des Menschen von anstrengender oder stupider, vielfach als Fron erlebter manueller Arbeit ist ja grundsätzlich positiv. Der Mensch wird dadurch frei für höhere, kulturelle Bedürfnisse, die er bisher unterdrücken musste oder die sich noch gar nicht in ihm regen konnten, die aber mit den tieferen Fragen seines Menschseins zusammenhängen. Und er wird frei, Fähigkeiten zur Befriedigung solcher Bedürfnisse im Geistesleben zu entwickeln und einzusetzen. Das Über-Fließen von großen Teilen des Gewinnes und des durch die Personaleinsparungen zusätzlichen Gewinnes an das Geistesleben ermöglicht dort in großem Maße die Finanzierung sukzessiv entstehender Arbeitsplätze und damit eine Entwicklung und Ausbreitung des kulturellen Lebens auf alle Menschen, wie sie erst einem wahrhaft menschenwürdigen Leben angemessen ist.

Arbeitslosigkeit ist ein auf das heutige Wirtschaftssystem reduzierter Begriff. Wo Menschen zusammenleben, gibt es sowohl Bedürfnisse, als auch die entsprechenden Fähigkeiten, sie durch Arbeit zu befriedigen. In einer ganzheitlichen Betrachtung der Gesellschaft stellt sich die Frage, in welchem Bereich des sozialen Organismus Bedürfnisse bestehen und wie die Fähigkeiten, sie zu befriedigen, entwickelt und dorthin geleitet werden können. „Arbeitslosigkeit kann nur die Folge ungesunder Wirtschaftsverwaltung sein“, bemerkte Rudolf Steiner daher lapidar in einem Aufsatz über „Arbeitslosigkeit.“ (9)  Hohe Arbeitslosigkeit bedeutet, dass eine hohe Zahl von Bedürfnissen nicht befriedigt wird, dass insofern ein großer materieller oder kultureller Mangel herrscht. In einem dreigliedrig erfassten sozialen Organismus kann der Mangel behoben werden.  (hl)

———————————————-

(1)   Vgl. Folkert Wilken: Die Entmachtung des Kapitals durch neue Eigentumsformen, Freiburg 1959, S. 18 f.

(2)  Vgl. Rudolf Steiner Die Kernpunkte der sozialen Frage, Dornach 1961

(3)  Wilken: Die Entmachtung, S. 37

(4)  a. a. O. S. 39

(5)  a. a. O. S. 36

(6)  a. a. O. S. 40

(7)  a. a. O. S. 38

(8)  http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/digitalisierung-kostet-arbeitsplaetze-fuer-mittelschicht-a-  983064.html)

(9)  Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart, Dornach 1961, S. 31

 

 

 

 

 

17 Kommentare zu „Die Okkupation des Gewinnes durch das Kapital – Wem gehört der Unternehmensgewinn?“

  1. Hm. Mit Verlaub: klingt mir das ein wenig… abgehoben (diesmal)?
    Das Grundproblem eines Unternehmens sind die Zinsen, die für Kredite zu zahlen sind.
    Nun bekommt der Unternehmer leider kein Geld der Bank, sondern deren Behauptung, dass sie das gerade erfunden habe. Also kriegt sie die Zinsen – für nix. Das ganze Unternehmen, Chef wie Arbeiter, wird damit belastet, eine Gegenleistung für gar nichts erbringen zu müssen.
    Das drückt den Gewinn des Unternehmers – wie die Löhne.
    Die Zinsen aber, für nichts kassiert, die werden gut angelegt – man kauft die Unternehmen, heutzutage in Aktien. Lustig, nicht? Was sehen wir heute? Keine Unternehmer mehr. Benz? Siemens? Bloß noch Beteiligungen, von denen keiner weiß, wem sie gehören…
    Und nicht nur die Zinsen – nein alles kriminelle Schwarzgeld wird, fein säuberlich gewaschen, per Investitionsfond von Wer-weiß-wo, von irgendwelchen Offshore-Banken, so angelegt. Die florierenden Wirtschaften werden aufgekauft.
    Und ausgeschlachtet, wie man sieht. Das sind die Heuschrecken. Die DDR, zum Beispiel – die haben sie einfach aufgefressen.
    Wenn das Zins-für-nix-Prinzip das ganze Land ergriffen hat, ja dann wird der Finanzminister zum Buchhalter, Eintreiber, der Gelderfinder. Die ein Interesse dran haben, immer mehr Schulden kreieren zu lassen. Das Land ist pleite. Und da sind wir nun.

    Und wenn nun Riesen-Gewinne beklagt werden – das liegt nun wieder daran, dass der größte Gewinn mit Gift und Müll und Mist gemacht wird, möglichst kartell- oder gar monopolartig auf den Markt gedrückt. „Nahrungsmittel“ oder Pharma, zum Beispiel. Und die großen dieser „Unternehmen“ gehören alle einer großen, undurchdringlich verschachtelten Global-Unternehmungs-Kette. Die Schweizer Hochschulstudie vor ein paar Jahren ist bei den letzten 146 (oder so) verbandelten Konzernen, inkl. Banken, versteht sich, nicht mehr weitergekommen… sagt sie. Nun, um bei unserem Beispiel zu bleiben: die Bevölkerung wird halt recht kosten- und gewinngünstig vergiftet. Und wenn die Regierungen von den Geldmachern bestimmt werden: kein Wunder, dass für solche Kriminalität kein Knast – sondern Extremgewinn plus Verdienstkreuz – winkt.

    Na, könnt so ein Schuh draus werden? Und nun schaue man sich mal um – wie viele produzierende „Unternehmer“ man noch findet, und welche Probleme die wohl haben – und was es sonst noch so alles an „Raffke GmbH AGs“ gibt.

    Und dann – dann fangen wir wohl nicht noch einmal an, wie Marx, der als „Kapitalisten“ die kreditabhängigen Unternehmer und die gelderfindenden – und trotzdem kassierenden – Banken glatt über einen Kamm schor. Statt die allgemeine, übergreifende Ausbeutung durch Zins für Luft beim Namen zu nennen. Und seltsam: wie sich das fortsetzte, das „Missverständnis“ – und immer traf es die Falschen. Lenin verstaatlichte alles und jedes – bloß nicht die Banken. Und Fräulein von Ditfurth nimmt zur Kenntnis (und widerspricht dem Papst ja nicht!) – wie der dieses Wirtschafts- und „Geld“system als Mutter aller Kriege, von Elend und Armut geißelt. Das bleibt unwidersprochen, beim strammlinken Fräulein (wie auch anders) – und doch: Keine Kritik erlaubt, sagt sie. Und weil ihr nichts besseres zur Verteidigung des bösartigen Systems einfällt, sagt sie in ihrem verzweifelten Fieberwahn: nun, die FED (der Montags-Mährholz sprach sie an als Kern des Ganzen), die ist eben ein, äh, jüdisches System – und wer es kritisiert, ist somit Antisemit. Nun ja, darum so genau ging es nicht, aber was zu zeigen war: Die Linke und das wahre, durch Luftgeld und Realzins angehäufte Kapital – in ihnen schlägt das gleiche Herz. Wie angenehm. Für den Betrüger. Wenn es immer jemanden gibt, der laut rufend auf den Falschen zeigt: Haltet den Dieb!

    Nichts für ungut. Hab ich was falsch verstanden? Um sachdienlichen Hinweis wird gebeten. 🙂
    Im übrigen bleibt´s beim Dank für einige gute bis vorzügliche Artikel hier.

  2. Lieber Kint,
    mit Verlaub, Sie haben sich auf den Artikel gar nicht richtig eingelassen und wohl deshalb auch nicht verstanden, weil Ihnen beim Lesen soviel andere Unternehmens-Probleme durch den Kopf gingen. Es geht hier nur um den Unternehmensgewinn und nicht um das Zinsproblem, die Geldschöpfung oder die Aktienproblematik. Diese habe ich in je eigenen Artikeln behandelt:
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/12/06/ausbeutung-durch-das-zinssystem/
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/06/20/die-geldschopfung-der-banken-lizenz-zum-legalen-betrug/
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/10/11/die-sozial-zerstorerische-wirkung-des-aktienrechts/

    Man kann sich in einem kurzen Artikel immer nur mit einem Aspekt befassen, was Sie wohl als abgehoben empfinden. Aber eine isolierte Betrachtung ist erst einmal notwendig. Mit der Lösung eines Aspektes sind die anderen Aspekte natürlich noch nicht mitgelöst. Und selbstverständlich ergeben erst alle Aspekte zusammen das Ganze.

    Vielleicht versuchen Sie es noch einmal, den Artikel nur aus der eigenen Gedankenentwicklung heraus mit- und nachzudenken.

    Herzlichen Gruß

  3. Merci, Herr Ludwig.
    In der Tat, es war die Perspektive: der Gedanke, was von diesem Problem wohl noch übrig bliebe, wenn die anderen gelöst wären…
    So passt´s wohl wieder, in eine Reihe.
    Schönes WE!

  4. Unternehmen benötigen zwar eine funktionierende Betriebsausrüstung (“das Maschinal”) jedoch aber gewiss keine Gewinne! Gewinne-machen bedeutet nämlich nichts anderes als (G-W-G’ ) Schulden in den Produktionsketten so weitergeben, dass der Folgeschuldner sich stets um den Gewinn seines Vorgängers mehr verschulden muss. Und das geht nur, wenn die Wirtschaft ständig wächst. Solange man das nicht kapiert, sind wir Sklaven des Wachstumszwanges.

    Alle Produktionskosten sollten mittels einem Produktionskredit vor-finanziert werden. Die Tilg- oder Sparraten zur Bildung des Maschinals (der Betriebsausrüstung) gehören da unbedingt dazu.
    Genauso, wie auch alle Einkommen der dazugehörenden, privaten Haushalte, Arbeitsleister sowie auch Arbeitsleitende. Auch wenn es nach meiner Ansicht eigentlich gar keinen Unternehmenseigentümer geben soll, muss das Einkommen dieses oder der Eigentümer ebenfalls mittels Produktionskredit vor-finanziert werden. Nur so kann dem Wachstumszwang aus dem Wege gegangen werden. (-> R. Steiner Nationalökonomischer Kurs)

    In der Praxis läuft das dann so: Das Unternehmen überzieht sein Kontokorrent-Konto um alle Ausgaben, einschließlich der genannten Ausrüstungs-Raten*, dann fertigt es seine Produkte und verkauft sie am Ende, und zwar so, dass der Saldo seines KK-Kontos etwa wieder bei Null angekommen ist. Am besten wäre es wohl, wenn Unternehmen überhaupt keine positiven Salden auf ihren KK-Konten machen dürften.

    –> * Zum Sparen und zum Tilgen verschuldet sich das Unternehmen zunächst mittels Produktionskredit. Kontokorrent-Kredit ist hier Produktionskredit. Verschulden um zu Sparen mag zunächst verrückt erscheinen, aber es macht dennoch Sinn.

    Verfolgt man diese Gedanken weiter, dann kommt man zu der sicheren Erkenntnis, dass Kaufgeld, Leihgeld und später auch Schenkgeld in gegliedert-getrennte Bereiche gehören.

    Die stete Bildung und Erhaltung der Betriebsausrüstung erfolgt entweder durch laufende Rücklagenbildungs-Raten oder durch Investitionskredit-Tilgungsraten, die sich als Produktionskosten in den Verkaufspreisen wiederfinden. Die Betriebsausrüstung wird somit -wenn auch indirekt- so doch eindeutig, alleinig von allen im Unternehmen werkenden Menschen erschaffen. Die Eigentumsansprüche des Unternehmers auf die erschaffene Betriebsausrüstung muss deshalb unbedingt in Frage gestellt werden.

    Wenn man diesen Gedanken noch weiterführt, dann kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass Unternehmen (als synergetischer Prozess) eigentlich so unverkäuflich wie der Mond sind.

    Unternehmen, Arbeit und auch Boden sind in einem modernen Rechtsverständnis unverkäuflich!

    saludos desde Venezuela!

  5. Diese Träumereien vergessen den simplen Fakt. Warum sollte ich mein Kapital riskieren, ohne einen Gewinn erzielen zu können? Dann lass ich es und gehe dahin, wo ich dies kann.
    Aber weiter so, schwelgt in muffigen Träumen, Genossen.
    mfg
    lustamdasein

  6. Wer hier träumt, das ist noch die Frage!

    Gewinn macht das Unternehmen, dem alle Mitarbeiter angehören. Und aus dem Gewinn erhalten alle ein ihrer Verantwortung entsprechendes Einkommen. Das des Unternehmensleiters wird schon so groß sein, dass er zu den Einkommensstarken gehört und gut leben kann.

    Ein Gewinn der darüber hinausginge, würde nicht für das persönliche Leben (Lust am Dasein) gebraucht, sondern zum Erzielen von unverhältnismäßigen Reichtümern und gesellschaftlicher Macht. Eine Rechtsgemeinschaft, der es um Gerechtigkeit und das Verhindern von gesellschaftlichen Macht- und Monopolstellungen und die damit verbundene Ausbeutung anderer geht, ist verpflichtet, das zu verhindern.

  7. Ihre Rechtsgemeinschaft hin oder her, nennen Sie es beim Namen: Sozialistische Enteignung, Abschaffung des Rechtsstaates, übrigens schon seit Lenin als Voraussetzung für Arbeiter- und Bauernparadies erkannt. Sollte es so eine hier geben, sprich sollte hier wieder sozialistisch enteignet werden, wird es Zeit wieder eine Mauer zu bauen. Denn das Kapital und auch die Kapitalhalter, hier auch die Besitzer geistigen Kapitals, also die schlauen Köpfe sind dann weg und Sie können gerecht die Gewinne aus dem übriggebliebene Nichts verteilen. Ein Arbeiter- und Bauernparadies liegt nicht jedem, nicht jeder will gleich arm bleiben.
    mfg
    lustamdasein

  8. @lustamdasein

    Sozial denken heißt nicht sozialistisch im Sinne des kommunistischen Staatssozialismus. Damit habe ich nicht das Geringste zu tun. Dafür finden Sie in dem Artikel auch keine Anhaltspunkte. Ich rede nicht der Abschaffung des Rechtsstaates, sondern der Veränderung des heutigen Ungerechtigkeitsstaates in einen wirklichen Rechtsstaat das Wort.

    Mit einem vorurteilsvollen Schubladendenken ist die Sache nicht zu verstehen. Versuchen Sie den Artikel noch einmal zu lesen, dabei alle schon gebildeten Vor-Urteile hinter sich zu lassen und die Gedanken unbefangen rein aus sich selbst zu verstehen.
    mfg

  9. Sie mögen es nennen, wie Sie wollen. Auch die Linke spricht schon lange nicht mehr von Verstaatlichungen der PM, sondern vom Vergesellschaften. Abseits aller schicken Wortverdrehungen ist es Enteignung/Diebstahl.
    Übrigens bin ich nicht vorurteilsbehaftet, sondern nur gebranntes Kind als gelernte und studierte allseitig gebildetete sozialistische Persönlichkeit .
    Aber lassen wir es dabei.
    mfg
    lustamdasein

  10. Als Enteigung kann man es nur empfinden, wenn man bei solchen sozial relevanten Gütern wie dem Unternehmenskapital die Veränderung des Privateigentums in ein sozial gebundenes
    treuhänderisches Eigentum nicht mitvollzieht.

    Übrigens kann man gerade als gebranntes Kind vorurteilsvoll sein, weil einem damit verbundene Emotionen die klare Sicht versperren.
    Aber lassen wir es dabei.
    mfg

  11. Zunächst, der in diesem Beitrag genannte Unternehmer ist durch den Begriff Manager zu ersetzen, sobald ihm die Gewinne nicht mehr zufliessen sollen. In Analogie zum Immobilienbereich ist der Unternehmer Eigentümer, der Manager (= Verwalter) Besitzer einer “Immobilie”.
    Dass Mieter als Besitzer einer Mietsache weniger Sorgfalt angedeihen lassen als wenn sie Eigentümer wären, ist hinlänglich bekannt. Dass Manager bereits unter den heutigen, überrissenen Managerlöhnen weniger Anreiz haben, wirtschaftlich verantwortungsvoll zu handeln als wenn sie Unternehmer wären, ist ebenfalls bekannt. Die Motivation zur wirtschaftlichem Handeln unterscheidet sich also wesentlich zwischen Eigentümer und Besitzer.

    Der Begriff Verlust kommt in dem Beitrag ebenfalls nicht vor (ausser als Verlust von Arbeitsplätzen), obwohl unternehmerischer Verlust nichts weiter als negativer Gewinn ist. An dieser Stelle erlaube ich mit die Frage, wie monetäres Kapital überhaupt entsteht, bevor es erwirtschaft und verteilt werden kann, oder eben nicht, falls Verluste anfallen und von wem diese getragen / finanziert werden sollen. Des Weiteren stelle ich fest, dass auch der Begriff Risiko keine Erwähnung findet, obwohl als Kurzform folgende Formel gesehen werden kann: Risiko = Gewinn in der Zukunft. Wird hier mit einem System experimentiert, welches – nicht polemisch gemeint – von garantierten (positiven) Gewinnen ausgeht? Wenn ja, ist der Begriff Risiko überflüssig weil es kein Risiko gibt. Wenn aber Risiko nicht vorhanden ist, braucht die Unternehmensführung keine besonderen Qualitäten aufzuweisen, weil eben die Gewinne garantiert sind.

    Wie auch immer. Ich versuche im Folgenden, mich mit dem Text auseinander zu setzen.

    – Eigentum am Investitionskapital muss daher zu einem sozialen, treuhänderischen Verantwortungseigentum umgebildet werden, …

    Treuhänderisches Verantwortungseigentum, vgl. oben Manager, Verwalter, Besitzer und entsprechende Auswirkungen auf das Verantwortungsbewusstsein.

    – … Mitarbeiter des Unternehmers … zu Mit-Verfügungsberechtigten zu machen, würde nicht aus dem egozentrischen Privateigentum herausführen.

    Nachvollziehbar.

    – … Fähigkeiten des Unternehmers und die fachlichen Fertigkeiten der anderen Betriebsangehörigen … verdanken ihre Entwicklung und Förderung nicht zuletzt den allgemeinbildenden Schulen, den Berufs-, Fach- und Hochschulen, die sie durchlaufen haben.

    Zu erwähnen bleibt, dass diese Ausbildungsstätten nicht zuletzt von einflussreichen Unternehmern gefordert und z.T. auch gefördert wurden, weil sie auf eine hohe Bildung angewiesen waren und sind. Natürlich nur so weit, wie es ihnen nützlich erschien.

    – Es ist also der menschliche Geist, wie er sich aus dem Geistesleben entfaltet und tätig wird, der den Gewinn erzeugt.

    Hier würde wahrscheinlich jeder rezente Kapitalist beipflichten. Doch wem gehört mein menschlicher Geist? Wer darf darüber verfügen und wenn diese Frage geklärt ist, wozu? Wie will der Auserkorene erreichen, dass ich meinen menschlichen Geist zu anderer menschlicher Geister Vorteil verwende? Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass dies eine Frage des sozialen Verhaltens sei und unabhängig ob richtig oder falsch: Wer soll / kann kontrollieren, ob ich mich nicht geschickt unter meinem Wert verhalte, weil’s halt bequemer ist, wenn ich andere menschliche Geister für mich arbeiten lasse? Die Frage der Motivation ist nicht unerheblich für verantwortungsvolles Wirtschaften. Ob aber genug Fähige motiviert werden können und nicht am Ende viele motivierte Unfähige wirtschaften, sich gegenseitig in Schach halten und damit die Fähigen erst recht demotivieren?

    – Das Kapital ist sozusagen die Manifestation des menschlichen Geistes im Wirtschaftsleben.

    Nicht-monetäres Kapital ja, und monetäres, zu Um-Zu-Verteilendes?

    – Das Geistesleben ist auf Geld, das ihm ohne materiellen Gegenwert übertragen wird, also auf Schenkungsgeld angewiesen.

    Schenkungsgeld?

    – … Steuern … Zwangsschenkungen …

    Inwiefern fällt der Zwang weg, wenn die Gewinne zwangsläufig einer Kapitalverwaltunsinstitution (siehe unten) überantwortet werden? Es wird nach wie vor zwangsumverteilt, nur nach einem anderen Schlüssel und die Subventionen aus Steuerertrag, die Zwangsschenkungen bis zum letzten Gewinn-Heller, heissen jetzt beschönigend Schenkungen.

    – Geistes-, Wirtschafts- und Rechtsleben strukturell eine relative Selbständigkeit mit einer je eigenen Verwaltung …
    … so dass sich die drei Funktionsbereiche, ungehindert durch ein diktatorisches Zentrum … gegenseitig tragen und damit die Harmonie des Ganzen bewirken …

    3 unabhängige Verwaltungen buhlen in Harmonie um einen Schenkungspool und das auf Dauer?

    – … Gewinn … nicht mehr automatisch … Eigentum des Unternehmers …, sondern … an vorläufiges treuhänderisches Eigentum einer sachverständigen Institution …

    Sachverständige? Experten? Wie soll / kann verhindert werden, dass nicht wiederum ein diktatorisches Zentrum daraus entsteht? Zumal gearde auch das Wirtschaftsleben mit einer eigenen Verwaltung ausgestattet wird, wo sich die Belange der Wirtschaft und damit der zukünftigen Gewinne konzentrieren.

    – … welche … Verwaltung und Verteilung a) an Unternehmen des Wirtschaftslebens für deren notwendige Investitionen und b) an Einrichtungen des Geisteslebens für deren Unterhalt und Entwicklung vornimmt.

    Mit Verlaub, im jungfräulichem Anfangsstadium könnte eine solche Struktur wohl ihrer Aufgabe nachkommen, dennoch wurde der Grundstein für Korruption auch hier nicht aus dem System ausgebaut. Im Gegenteil, die Verantwortung für wirtschaftliches Scheitern ist diffuser als heute, weil ja jeder “Unternehmer” nur als Manager pleite gehen kann. Er selbst verliert nichts ausser seinem Posten.

    – … Körperschaft … so zusammengesetzt …, dass sich in ihr die Vertreter der sozialen und ökonomischen Vernunft mit den Interessenten der Kapitalverwendung auseinandersetzen.“ In ihr „wird es also ein objektives Zentrum geben, …

    Wird es nicht, weil Subjekte per definitionem nicht objektiv sein können. Wenn Objektivität überhaupt annähernd möglich ist, dann in den harten Wissenschaften, aber die Entscheidungsbefugnis bezieht sich grösstenteils auf weiche Themenkomplexe, wo Meinungen und nicht q.e.d. die Basis bilden. Diese Konstellation ist nicht weniger politisch als das System, in welchem wir leben. Eher noch politischer, weil die Wirtschaft in ein komplexes Verwaltungskorsett gezwängt wird. Ziel ist nich mehr das persönliche Fortkommen, sondern die Erzielung von Gewinnen, die mehrheitlich anderen dienen. Soviel Altruismus traue ich der MASSE nicht zu. Die Prämierung zum Held der Arbeit war auch nur eine Verlegenheitslösung.

    – … wissenschaftlichen Beiräten der Ministerien …

    Deren Rat immer dann geflissentlich ignoriert wird, wenn es politisch opportun ist. Statt Versachlichung vorgeblich wissenschaftliche Entsachlichung, Zweckentfremdung, Politisierung der Wissenschaft.

    – … Gewinn eines Unternehmens … in gewisser Weise also zu ihm gehört, …

    Eine interessante Formulierung, Gewinn “gehört in gewisser Weise zum Unternehmen”. Auch hier würde der rezente Kapitalist beipflichten, nur zieht er andere Schlüsse daraus.

    – … muss der Unternehmensleitung auch das Recht eingeräumt werden, über die Verwendung dieses Kapitals mitzuentscheiden, was durch ihre Mitgliedschaft in der Kapitalverwaltungsinstitution geschieht.

    Verstehe ich das richtig? Jede Unternehmensleitung ist Mitglied einer Kapitalverwaltunsinstitution, die entscheidet, ob und wieviel Kapital in das Unternehmen fliessen soll? Dafür müsste jede einzelne Unternehmensleitung (unter 100’000en bis Millionen) der Kapitalverwaltunsinstitution glaubwürdig darlegen, warum wieviel Kapital wofür eingesetzt werden muss, um das Unternehmen in der (positiven) Gewinnzone zu halten. Wie ist dieses Mitentscheidungsrecht an ein Stimmrechtsanteil gekoppelt und wie schwer wiegt dieser? Wie leicht kann ein Unternehmer überstimmt resp. übergangen werden und an wen kann er sich wenden, um erfolgreich in Rekurs zu gehen sofern nachweisbar, dass das Kapital zwingend erforderlich ist? Last but not least: Den Überblick über das Ganze hat wer?

    – Damit wird keine Planwirtschaft eingeführt.

    Nun ja, Spezialisten / Experten für New-Speak könnten an dieser Stelle vehement widersprechen. Ein Plan muss ja nicht zwingend ein sozialistischer sein. M.a.W. eine kapitalistische Planwirtschaft.

    – .. Freiheit des wirtschaftenden Menschen … in doppelter Weise gewahrt. Einerseits … Institutionen der Kapitalverwaltung nicht vom Staat, sondern von den wirtschaftenden Menschen selbst frei gebildet.

    Die Institutionen der Kapitalverwaltung werden schon heute nur teilweise vom Staat gebildet. Banken soll(t)en explizit als Vermittler zwischen Staat und Wirtschaft fungieren. Statt zur Bank gehen die wirtschaftenden Menschen eben zur Kapitalverwaltunsinstitution, um über die Verwendung von Gewinnen zu verhandeln. Notabene ist der Noch-Nicht-Aber-Möchtegern-Manager kaum Mitglied der Kapitalverwaltunsinstitution, wodurch er einem Gremium gegenüber steht, welches für sich in Anspruch nimmt, die Nachfrage nach einem Produkt zu prophezeien, auf dessen Basis es Kapital genehmigt. Der Markt wird durch die Kapitalverwaltunsinstitution insofern übergangen, als er überhaupt nicht gefragt wird. Die Nachfrage wird präemptiv verwaltet. Erst wenn Verluste eintreten, wird ein Rückkopplungseffekt aktiv, sofern die Kapitalverwaltunsinstitution posthum zur Einsicht gelangt, dass die Nachfrage nicht echt war.

    – Andererseits geht das dem Unternehmer übertragene Kapital in sein Verantwortungseigentum über, das ihm in seinem Rahmen die volle Verwendungsfreiheit gewährt.

    Wenn die Kapitalverwaltunsinstitution dem Manager überhaupt Kapital z.V. stellt! Denn das z.V. stehende GesamtKapital, der Gewinn aller Unternehmen und letztlich die Unternehmen selbst, gehören durch die Art der Kapitalisierung in in gewisser Weise sowohl dem Geistes-, Wirtschafts- und Rechtsleben.

    – … Wege versperrt …, von der Freiheit einen egoistischen und sozialwidrigen Gebrauch zu machen …

    Diese Wege verlagern sich auf die Freiheit, egoistisch und sozialwidrig NICHT, weniger oder gerade mal so viel wie nötig zu wirtschaften. Durch den enorm hohen, systemimmanenten Verwaltungsaufwand dürfte sich das Wirtschaften insgesamt verlangsamen, was per se nicht schlecht sein muss. Ob es aber zu einem für die MASSE zufrieden stellenden Gleichgewicht führt, das bleibe dahin gestellt. Auch gibt es keine Garantie für das Ausbleiben jener ünerwünschter wirtschaftlicher Zyklen, mit denen wir heute leben.

    – … Selbstverwaltung des Kapitals das Neukapital (den Gewinn) …

    Inwiefern stellt der Gewinn Neukapital dar? Zu verteilen gibt es nur altes monetäres Kapital, meinetwegen aufgefrischtes Kapital, das von den Unternehmen als Gewinn ausgewiesen und wiederum in den Kreislauf abgeführt wird.

    – … diese soziale Läuterung geht nun nicht vom Staate aus …

    Wieso? Die Gesellschaft, die MASSE ist der Staat.

    vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_%28Soziologie%29
    – „Gesellschaft“ bedeutet wörtlich den Inbegriff räumlich vereint lebender oder vorübergehend auf einem Raum vereinter Personen.

    Wie sich die MASSE – Gesellschaft, Staat – organisiert resp. verwalten lässt, ist darum allein von der darin lebenden MASSE abhängig.
    Lässt sie dem im Text beschriebenen wirtschaftlichen System Raum, organisiert sich die MASSE als Staat schlicht anders, aber nicht nicht-staatlich.

    Du schreibst:
    – Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft, … fähiger ist als der Staat,

    Wenn das so wäre, würde Wirtschafts-Lobbying nicht zu den krassen Ressourcenfehlallokationen führen, die wir heute schon haben. Ich denk eher, im günstigsten Fall wird es nach einem enthusiastischen Run bald zu einer veritablen Stagnation führen, deren einziger Zweck ist, jede wirtschaftliche Entwicklung zu behindern, um “bewährte” Produktionslinien und damit Manager- und andere Seilschaften nicht zu gefährden.

    – Die sich selbst verwaltenden Institutionen nehmen ihre Finanzierung, die ihnen durch die Schenkungen der Kapitalverwaltungsinstitution ermöglicht wird, selbst in die Hand.

    Wiederum: Schenkungen oder Zwangsschenkungen? Wenn die Kapitalverwaltunsinstitution nicht freiwillig schenkt, dann handelt es sich um Zwang. Damit aber nehmen die Institutionen ihre Finanzierung eben nicht selbst in die Hand, sondern werden finanziert.

    – Der Teil des Kapitals, der auf solche Weise dem Geistesleben zufließt, geht restlos in einer konsumtiven Verwendung auf, selbst da, wo es Investitionen vornimmt, denn solche dienen nicht der Warenproduktion.

    Zu Deiner Bemerkung zum gegenwärtigen Modell:

    – Der Egoismus führt also in seiner inneren Konsequenz zur Selbstzerstörung.

    M.a.W. der Markt wird es regeln. Mit dem Leben auf dem Ponyhof ist’s spätestens vorbei, wenn die Marktphysik unerbittlich zuschlägt: soziale Unruhen bis hin zu ausgewachsenen KRIEGen, Währungsschnitte, Gesundschrumpfung, Lohnkürzungen etc. etc., das Übliche eben. Und dazwischen viele, sehr viele Menschen, welche anderen Menschen ein System schmackhaft machen, dem der Homo sapiens nicht gewachsen ist. Mit seinen Fähigkeiten reicht’s genau für das System Homo sapiens. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Im obigen Text wird Anforderungsprofil an den Homo sapiens gestellt, das dieser evolutionär schlicht und einfach nicht mitbringt. Dafür bräucht’s eine neue Art aus der Gattung Homo.

    Die Amis auf Kurs
    Grüsse
    kosh

    PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.

  12. Vielen Dank für diese ausführliche scharfsinnige Analyse. Viele Anmerkungen und Fragen sind berechtigt. Sie müssen bei einem kurzen Artikel, der nur eine gewisse Entwicklungsrichtung skizzieren kann, notwendig auftreten. Eine ideelle Konzeption wird in der Realisierung natürlich noch Modifikationen erfahren müssen. Und selbstverständlich ist bei neuen Einrichtungen immer auch Missbrauch möglich. Die Dinge müssen dann in der Praxis gelöst werden.

    Das entscheidende Anliegen darf man dabei aber nicht aus dem Auge verlieren: Es ist ja gerade der über ein angemessenes persönliches Einkommen hinausgehende Gewinn, der ermöglicht, dass wirtschaftliche Machtstellungen erworben werden, die durch ungeheure Gewinn-Akkumulationen und riesige Unternehmens-Verflechtungen zu gesellschaftlich dominierenden Machtpositionen auswachsen. Hierin hat die gesellschaftliche Herrschaft des Kapitals, die Plutokratie, ihren Ursprung, der mit der Bodenrente und dem Zinssystem noch weitere leistungslose Einkommen zufließen. Eine Rechtsgemeinschaft, der es um Gerechtigkeit und das Verhindern von gesellschaftlichen Macht- und Monopolstellungen und die damit verbundene Ausbeutung anderer geht, ist verpflichtet, entsprechende rechtliche Veränderungen vorzunehmen..

    Dabei taucht bei der Frage, wo denn dieser Gewinn hinfließen soll, der innere Zusammenhang zwischen den wirtschaftlichen Leistungen einer Betriebsgemeinschaft und dem Bildungssystem auf, das auf eine Finanzierung angewiesen ist, aber der inneren und äußeren Unabhängigkeit und Freiheit bedarf. Das sind die entscheidenden Punkte. Dafür Lösungsansätze zu finden, ist mein Anliegen, an dem mitzuwirken, jedermann aufgerufen ist.

    Absolut nicht zustimmen kann ich der resignativen Behauptung: „Im obigen Text wird Anforderungsprofil an den Homo sapiens gestellt, das dieser evolutionär schlicht und einfach nicht mitbringt. Dafür bräucht’s eine neue Art aus der Gattung Homo.“ Ich halte das für einen Irrtum. Die Menschheit ist in unaufhörlicher Entwicklung begriffen. Und der Mensch entwickelt sich an den Herausforderungen, die an ihn herantreten. „Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten, und du hilfst ihnen zu werden, was sie sein können.“ Nach diesem Leitsatz Goethes müsste jedes Ideal zu realisieren versucht werden.

  13. Warum sollte ich mein Kapital riskieren, ohne einen Gewinn erzielen zu können?

    Vorsicht: Kein Gewinn machen heisst nicht gleichzeitig auch kein Einkommen zu haben oder etwa keine Betriebsausrüstung aufbauen zu können. Hier geht es im Grunde nur um ein logisch-technisches Problem, das leider selten verstanden wird, obwohl es doch recht einfach ist.

    Auch Karle Marx hat es nicht verstanden, wenn er schreibt: „Das in der Form von Geldkapital vorgeschoßne zirkulierende Kapital von 500 Pfd.St., welches immer seine Umschlagsperiode, sei das zirkulierende Gesamtkapital der Gesellschaft, d.h. der Kapitalistenklasse. Der Mehrwert sei 100 Pfd.St. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig 600 Pfd.St. aus der Zirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 Pfd.St. hineinwirft?“ Klar, letzteres geht eben nur bei permanentem Wachstum, was logischerweise nur schief gehen kann. Der »Trick«, das zu umgehen ist eben, dass alle Produktionskosten –und da gehören eben auch ALLE Einkommen der angeschlossenen Haushalte sowie Tilg- oder Sparraten dazu– vorfinanziert werden. Die gängig, jedoch aber falsche Vorstellung ist die, dass Unternehmen ständig mehr einnehmen sollten als sie vorher ausgegeben haben. Richtig wäre es, wenn immer (etwa) soviel eingenommen wird als vorher ausgegeben worden ist.

    Notwendig dazu wäre allerdings ein öffentliches, zinsfreies Kontokorrent-Kreditsystem neben einem zusätzlichen, verzinsbarem Investitionskredit-System!!!!

    Nochmal: hier geht es nicht um eine Ideologie sondern nur um Logik. Wie sollte es gehen dass jeder ständig mehr einnimmt als er ausgibt? Gewinne machen ist aus volkswirtschaftlicher Sicht unmöglich. In anderen Worten: warum sollte man aber nicht Kapital riskieren, wenn man damit eine tolle Fabrik bauen kann, welche ein ständiges, vielleicht üppiges Einkommen garantiert? —-> das üppige Einkommen muss nur vorfinanziert werden, das ist alles! Dann können das auch alle, ohne sich gegenseitig die Wurst vom Brot ziehen zu müssen. Also…Ein üppiges Einkommen: JA! üppige Gewinne: Nein!

  14. Der Haken jeder Entwicklung, auch der Evolution – der Sozialen Evolution – ist deren Unabhängigkeit von Ethik und Moral. Die Konsequenz ist, dass sich auch Gesellschaften in Richtungen entwickeln, die ihr Überleben gegenüber ihrer Umwelt sichern, z.B. gegenüber schwächeren Gesellschaften. Die Soziale Evolution des Homo sapiens kann versuchsweise in Richtung “gerechtere” Umverteilung der Gewinne gelenkt werden, meines Erachtens sind dazu aber Überlebensvorteile ins Spiel zu bringen, ansonsten “interessiert” sich das System Homo sapiens nicht für diese Eigenschaften. D.h. wenn “gerechtere” Umverteilung der Gewinne DER Überlebensvorteil ist, dann wird es wohl so kommen.

    – … resignativen Behauptung …

    Die Hoffnung stirbt zuletzt. Mein Menschenbild: Der Mensch ist weder gut noch böse, er ist wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen. Ich versuche daher den Homo sapiens z.B. wie das Verhalten einer Gnuherde zu beobachten – nicht resigniert, sondern verhaltensbiologisch, möglichst neutral. Dass ich wie andere viele meiner Illusionen abgestreift habe, ist zwar resignativ, aber ich habe versucht, mehr aus diesen Erfahrungen zu machen.

    – Nach diesem Leitsatz Goethes müsste jedes Ideal zu realisieren versucht werden.

    Versuchen kann man’s, aber Ideal bleibt Ideal und damit den zahlreichen Idealismen zugehörig. Idealerweise beamt sich der Käse gratis und franko direkt ins Kühlfach, realistischweise muss jemand eine Kuh halten, melken, den Käse herstellen, einem Supermarkt verkaufen wo ich ihn finanziere, mit nach Hause nehme und selbst ins Kühlfach lege. Will man wirklich etwas erreichen, muss der Mensch realistisch betrachtet werden. Ideale sind dabei verkehrt, aber man muss aufpassen, dass man sich keinen Illusionen hingibt.

    Das haben nüchterne PRopagandisten den Idealisten voraus: Sie nehmen den Menschen so wie er ist und machen das Menschen Mögliche draus, das bisher Möglichste jedenfalls. Über das Ergebnis kann man streiten, aber dass sie sehr viel bewirken, lässt sich schwerlich leugnen.

    Die Amis auf Kurs
    Grüsse
    kosh

Kommentare sind geschlossen.